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Tanagra Theater

Teleskop

Thaumatrop

Theatrum Mundi

Theodolit

Transparentbilder

Trisceneorama

Tri-Union

Trommel-Anamorphosen

Trompe-l’œil

 

 


Tanagra Theater
Abgewandelte Form des *Alabastra-Theaters.
Nach 1873 entwickelte Miniaturbühne, auf der über Spiegelprojektion Schauspieler life, aber 8- bis 10fach verkleinert, also etwa 18 bis 24cm groß, agierten. Die Vorführungen fanden vorwiegend auf Jahrmärkten statt.



Teleskop
[gr.: tele = in Zusammensetzungen auftretendes Wort mit der Bedeutung fern; skopeô = schauen, sehen]
Fernrohr. Optisches Instrument mit dem sich, je nach Ausführung, astronomische Objekte beobachten lassen.
Die Erfindungsgeschichten von *Mikroskop und Teleskop sind eng miteinander verflochten. Allgemein durchgesetzt hat sich aber die Meinung, daß zuerst das Fernrohr (um 1608) und danach das Mikroskop erfunden wurde.

Prinzipiell handelt es sich bei Teleskopen um Fernrohre, die man je nach System in Linsenteleskope (Refraktoren) und Spiegelteleskope (Reflektoren) unterscheidet. Bis Anfang des 17. Jahrhunderts waren Seefahrer und Astronomen auf Beobachtungen mit bloßem Auge angewiesen.
Die ersten Fernrohre sollen um 1608 in Holland gebaut worden sein. In diesem Zusammenhang tauchen zwei Namen auf: Zaccharias Janssen (um 1588-um 1632) und Jan Lipperhey (um 1570-1619).
Letzterer bot 1608 Fürst Maurits und den Ständen der Niederlande ein für Kriegszwecke gedachtes Teleskop an, das ein seitenrichtiges Bild zeigte. Er nannte es kijkglas (Augenglas) und erbat ein Patent für dreißig Jahre.

Ein Jahr später kam es zu der Zweiterfindung durch Galileo Galilei (1564-1642), einem Fernrohr mit zwei *Linsen, einer plankonvexen Objektivlinse und einer plankonkaven *Okularlinse.
Christian Huygens (1629-1695) erreichte mittels zweier konvexer Linsen, deren Krümmungen dem Objektiv zugewandt waren, eine 100fache Vergrößerung.

 

 

Thaumatrop        
[gr.: thauma = Wunder; tropos = Wendung]
Auch Wunderdreher oder Wunderscheibe genannt. Spielzeug, das auf dem Prinzip der *Nachbildwirkung (*Persistenz) beruht. Durch rotierende Bewegung verschmelzen die Bilder der Vorder- und Rückseite.

Thaumatrope     Thaumatrope

Das sich 'drehende Wunder‘ ist ein 1825 von W. H. Fitton (1780-1861) und J. A. Paris (1785-1865) entwickeltes Spielzeug, das sich die *Persistenz des Bildes bei fortwährender Stimulierung konstruktiv zunutze macht.

Der Trägheit des Auges ist es zu verdanken, daß zwischen Reizerregung und visueller Kodierung eine zeitliche Differenz besteht. Auf der aus Pappe gefertigten und mit zwei Bändern versehenen Wunderscheibe befindet sich beidseitig je ein Bild.
Beim schnellen Drehen der Scheibe, die am besten zwischen Daumen und Zeigefinger an Fäden gezwirbelt wird, überlagern sich beide Bilder, deren Motive so ausgewählt sind, daß sie sich ergänzen und optisch miteinander verschmelzen.
Ist z.B. auf einer Seite ein Vogel dargestellt, auf der anderen ein leerer Käfig, so gewinnt der Betrachter den Eindruck, der Vogel sitze im Käfig.

Das Thaumatrop erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Auch dieses Spielzeug hat seinen Ursprung in der wissenschaftlichen Erforschung des Sehens. Heute gelten besonders die anfänglich noch handkolorierten Pappscheiben als ausgesprochene Raritäten; aber auch die späteren, mittels Druckverfahren hergestellten Thaumatrope sind relativ selten zu finden.




Theatrum Mundi        
Eine Bühne, auf der viele bewegliche Flachfiguren Szenen spielten
Die eigentliche dramatische Handlung wurde durch Marionetten oder Handpuppen gestaltet. Theatrum-mundi-Vorführungen, die das Puppenspiel auf kleinen mechanischen Bühnen zeigten, sollen erst Ende des 17. Jahrhunderts stattgefunden haben.

Mittels Kulissen und Versatzstücken versuchte man Tiefenwirkung zu erreichen. Über die Bühne liefen Bandstreifen, die von Rädchen getrieben wurden und auf welche die 20cm großen Figuren aus Pappe oder Blech von einer Seitenkulisse zur anderen gezogen werden konnten. Durch eine Vorrichtung von kleinen Drähten waren die Figuren in ihren einzelnen Teilen ebenfalls beweglich.

Da die Bewegungsübertragung durch Rädchen erfolgte, entstanden gleichmäßige, sich stets wiederholende Bewegungen. Zusätzliche Animationstricks, wie das Anzünden einer Pfeife oder einer Laterne, führte der Puppenspieler persönlich von unten aus. Hinzu kamen noch die mechanischen Hilfsapparate, die Beleuchtungswechsel oder Naturschauspiele vortäuschten.



Theodolit        
[engl., Herkunft unbekannt]
Geodätisches Instrument der Vermessungstechnik, das für die Horizontal- und Höhenwinkelmessung eingesetzt wird.
Wichtigster optischer Teil des Instruments ist das *Teleskop mit Fadenkreuz und eine für die Schärfeneinstellung verschiebbare Zwischenlinse.

Der mechanische Teil besteht aus einem feststehenden Unterbau (einem horizontierbaren Dreifuß) und einem um die Vertikalachse drehbaren Oberbau, der das um die Horizontalachse kippbare Fernrohr trägt. Höhenkreis und *Mikroskope ermöglichen die Ablesung von Teilkreisen.

 


 

Transparentbilder
Auf lichtdurchlässige Materialien gemalte und hinterleuchtete Bilder, die bei Dunkelheit vorgeführt wurden.

Transparent picture     Transparent picture

Von der sich um 1750 durchsetzenden Guckkastenkunst abgeleitet, entwickelte sich das Transparentbild um 1780 zur eigenständigen Bildgattung, ab 1822 zu einem populären Medium, das in diversen Formen unter verschiedenen Bezeichnungen vorgeführt wurde, etwa als Mondscheintransparente, als perspektivisch-optische Gemälde, als Diaphanorama, *Diorama, *Polyorama panoptique oder *Megalethoskop.

Trotz formaler Unterschiede war die Wirkungsweise grundsätzlich gleich.
Die durchscheinenden Bilder wurden in dunklen Räumen mit Hilfe von Lichtquellen effektvoll inszeniert. Die Wirkung des nicht gemalten, sondern wirklichen Lichts perfektionierte nicht nur die Illusion von Landschaft, Architektur oder Weltgeschehen, sondern provozierte auch die Wahrnehmung von zeitlichen und räumlichen Verwandlungen am an sich unbeweglichen Transparent. Malgründe und Lichtquellen wurden je nach Zweck und Funktion unterschiedlich verwendet.

Bildträger konnten geöltes Papier, Pergamentpapier, geschabtes Leder, dünne Leinwände oder Seide werden, welche entweder bedruckt und koloriert oder mit Wasserfarben, verdünnten Ölfarben u.ä. bearbeitet wurden.
Als Lichtquellen dienten das Sonnenlicht, Kerzen, Fackeln, Öl-, Petroleum- und Gaslampen. Es entstanden zwei Arten von Transparenten, nämlich einseitig oder doppelseitig bearbeitete Bilder, die sich dementsprechend entweder durch einen einfachen oder doppelten Diaphaneffekt auszeichnen. Der bevorzugte Bildgegenstand des von hinten mittels Lichtquellen beleuchteten Bildes war um 1800 die Mondscheinlandschaft, als deren Schöpfer Jacob Philipp Hackert gilt.

Von Hackert sind keine Mondscheintransparente erhalten, von Andreas Nesselthaler werden vier im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin aufbewahrt, von Georg Melchior Kraus 'Partie im Ilmpark‘ im Schloß Kochberg. Auch der französische Künstler Louis Carrogis, genannt Carmontelle, der als Schriftsteller, Zeichner, Landschaftsmaler, Festgestalter, Gartenarchitekt und Theaterregisseur tätig war, fertigte Transparente an, die berühmt wurden.
Er stellte eine Art Rollendiorama her, auf dessen querformatigen Bildstreifen er das ländliche Leben des ausgehenden 18. Jahrhunderts darstellte, und plazierte es vor einem Fenster, so daß Tageslicht durch das bemalte Papier schien.

Der Maler Philippe Jacques de Loutherbourg entwickelte für seine speziellen Transparente 1781 in London sein *Eidophusikon, mit dem er eine bisher nicht gekannte Qualität der Naturnachahmung erzielte. Von Loutherbourgs Erfindung inspiriert, zeigte Thomas Gainsborough transparente, von Kerzen beleuchtete Landschaftsszenen in einer Exhibition Box mit beweglicher Vergrößerungslinse.

Nach Gainsborough schufen in London auch Rudolph Ackermann, Thomas Rowlandson und Edward Orme Transparente. Erwähnenswert sind auch die großen, zwischen 1781 und 1784 erstellten Transparentgemälde des Amerikaners Charles Willson Peale.
In Deutschland gewann das Transparent durch die Arbeiten von Karl Friedrich Schinkel, Caspar David Friedrich, Friedrich Kersting, Ferdinand Oehme und in Rom durch die Arbeiten der Nazarener enorm an Popularität.

Den internationalen Durchbruch fand das Transparentbild als der spätere Entdecker der Photographie, Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851), 1822 sein Diorama in Paris eröffnete. Ab 1834 entwickelte er beidseitig bemalte Transparente, deren doppelter *Diaphaneffekt eine bisher ungewohnt perfekte optische Illusion erzielte.

Mit Hilfe von Jalousien, Blenden, farbigen Filtern und mit Lichtwechseln konnten zeitliche Vorgänge, der Wandel von Licht in Schatten, von Tag in Nacht usw. nun in ungeahnter Qualität herbeigeführt werden. Von Daguerre ist ein beidseitig bearbeitetes Transparent in der Kirche von Bry-sur-Marne erhalten, von Caspar David Friedrich eins in den Kasseler Kunstsammlungen. Im Diorama und in den Miniaturdioramen, im *Polyorama panoptique und im *Megalethoskop ergänzen neue, mehr auf Alltag und Weltgeschehen bezogene Inhalte die frühen Mondscheinmotive.

 


Trisceneorama        
Form der Vertikalmontage von drei Bildern. Siehe *Lamellenbilder.



Tri-Union        
[engl.: triunial lantern]
Drei übereinandergestellte *Laterna Magica zur Projektion von *Nebelbildern.
Da man zur Erzielung besonderer Effekte während der *Projektion der Nebelbilder ( *Dissolving views) mit der *Bi-Union nicht auskam, kam noch eine dritte *Laterna Magica dazu, die abwechselnd oder gleichzeitig mit den beiden anderen arbeiten konnte.

Wie bei der Doppellaterne war das optische System jeder Laterne beweglich angeordnet. Zunächst stellte man die mittlere Laterne ein und brachte danach die Lichtkreise der oberen und unteren Laterne durch Senken und Heben des optischen Systems mit dem der mittleren zur Deckung.



Trommel-Anamorphosen        
Chinesische Variante der *Kegelanamorphose.
In den USA auch als Perspectograph vertrieben.
Hierbei werden die verzerrten Darstellungen vertikal gegen die Innenwand eines Zylinders gestellt. Der Blick von oben auf einen Kegelspiegel, dessen Grundfläche dem Zylinderdurchmesser entspricht, entschlüsselt den Bildinhalt.

 


Trompe-l’œil        
[franz.: tromper = täuschen; l‘œil = Auge]
Augentäuschung. Darstellungsweise in der Malerei, bei der durch naturalistische Genauigkeit, erzielt mit Hilfe perspektivischer Mittel, ein Gegenstand so wiedergegeben wird, daß der Betrachter nicht zwischen Wirklichkeit und Gemaltem unterscheiden kann.
Diese illusionistische Malerei, die erstmals in Holland seit Mitte des 17. Jahrhunderts zu einer eigenständigen Bildform geführt hat, erhebt die Täuschung über den Realitätscharakter des Bildgegenstandes zum eigentlichen Thema der Darstellung und regt damit eine Reflexion über optische Wahrnehmungsprozesse an. Die Bildgegenstände der Trompe-l'œil-Bilder sind reglose Dinge, alltägliche Objekte wie Früchte, Blumen, Gläser, Instrumente, Regale, Papiere und Briefbretter.

Ein wichtiger Typus des Trompe-l'œil-Bildes ist das Quodlibet, eine spezielle Form des Stillebens, das aufeinanderliegende, einander verdeckende Gegenstände zeigt, wie zufällig zusammengeratene Buch- oder Zeitungsseiten, Stiche, Spielkarten, Briefe und Briefumschläge, Billets usw. Charakteristisch für die zumeist mit Tusche gezeichneten oder aquarellierten Quodlibets ist die maßstabsgetreue und illusionistische Wiedergabe der Gegenstände, insbesondere die Imitation bedruckten oder beschriebenen Papiers.

Voraussetzung für den nachhaltigen Täuschungseffekt ist eine vertraute, bereits erfahrene Dinglichkeit samt ihrer Abnormitäten, etwa einem Wurmloch im Holz, dem Schorf auf der Apfelschale, dem Defekten oder dem Wertlosen. Ein anderer Trompe-l'œil-Typus war im 18. Jahrhundert besonders beliebt: Kleine, meist anonym gebliebene Gemälde, in denen Kupferstiche, meist Porträts oder galante Szenen, wie unter zerbrochenem Glas reproduziert wurden.

Die Trickwirkung beruhte auf der sorgfältigen Beobachtung der Lichtreflexion und der Schattenbildung an den Kanten der Glasscherben – oft wurde zur Vortäuschung des Abstands zwischen Oberfläche und Papierebene eine Fliege oder eine Schmutzstelle auf das imitierte Glas gemalt.

 

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