Nekes

Diwan

Filmausschnitt: Diwan (Hynningen, Fenstereinstellung, Doppelbelichtung)
Nekes:

Die Anstrengung, die also aus dem Zusammenprall der Bilder resultiert, ist die eigentliche Botschaft des Films. Man könnte ein Bild gebrauchen: Ist die Anstrengung gering, reiben sich die Bilder wenig, ist die Anstrengung größer, dann ist die Reibung größer. Es wird also mehr Informationsenergie freigesetzt. Man könnte sogar spaßeshalber irgendwann ein Informationspotentiometer entwickeln, das die Informationsenergie eines gewissen Films bestimmt, wo Zuschauer dann sagen könnten "heute abend habe ich Lust, soundsoviel Informationsenergie zu mir zu nehmen."

Die Entwicklung der Filmgeschichte führt wohl dahin, es läßt sich schon jetzt diese Tendenz ablesen, daß die Bereitschaft der Zuschauer ständig gewachsen ist, größere Differenzen verstehen zu lernen, weil Film eine Sprache ist, die zumeist unterbewußt und in der Gewöhnung erlernt wird, es ist aber nicht selbstverständlich, daß diese Sprache auch von jedem sofort verstanden wird, wie ja auch die Beschreibungen z. B. von Benjamin oder von Zeitgenossen zur Zeit der Erfindung des Films zeigen, daß selbst Intellektuelle Schwierigkeiten hatten, die Bilder zuordnen zu können, wenn sie eine eher ideologische Information vermittelt hatten, im Zusammenprall von größeren Differenzen, die dann eine Sinngebung beim Zuschauer erzeugen sollten.

In diesem Zusammenhang könnte man auch die Forderung von Apollinaire verstehen, daß unser Denken sich daran gewöhnen müßte, ideographisch-synthetisch zu verstehen, statt analytisch-diskursiv. Er weist darauf hin, was auch Eisenstein unter dem Zusammenprall der Bilder verstand, daß er nämlich Ideogramme erzeugen wollte, Ideogramme, wie wir sie aus den Bildersprachen der Ägypter oder der Chinesen her kennen, wo verschiedene Bilder in ihrer Gegenüberstellung ein drittes neues Bild im Kopf des Zuschauers erzeugen sollten.

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