Nekes

Spacecut

Filmausschnitt: Spacecut (Einzelbild Landschaftsaufnahmen Teil 11, Diggings Place)
Nekes:

Das Kine ist ein Modell für die Speicherung von Zeit und Raum, die zusammenprallen. Wenn ich jetzt so gesehen werde, sind die Zeiteinheiten, die gespeichert werden, wenn man sie miteinander vergleicht, relativ identisch miteinander, und auch befinde ich mich, ständig wiederholt, im gleichen Raum. Verändert man diese Zeiteinheiten, die aufgenommen werden, dann kann ich in der Verkürzung von Zeitraffer sprechen, in der Dehnung von Zeitlupe, wenn man die Intervalle zwischen den Aufnahmen der Bilder betrachtet. Insofern ist die filmische Aufnahme und Wiedergabe eine Simulation unserer biologischen Bedingung des Wahrnehmens. Dem gegenüber könnte man von anderen biologischen Wahrheiten sprechen, wie sie bei anderen Tieren zum Beispiel zu finden ist: Die Fliege z. B. nimmt zehnmal so schnell wahr, würde also eine andere filmische Wahrheit für sich als richtig erkennen. Arbeitet man dieser biologischen Grundbedingung entgegen, kommt eine neue Ebene des filmischen Ausdrucks hinzu. Ich kann also, indem ich die Differenzen zwischen den Bildern ausdehne, diese Entfernung oder diese Ausdehnung als Artikulationsebene benutzen.

Ich kann neue Einheiten von Räumen schaffen, indem ich verschiedene Räume zu einem dritten Raum, die Zerfallszeit meiner Wahrnehmungsstäbchen ausnutzend, bilde. Unsere Wahrnehmung beruht also auf der Ausnutzung der Zerfallszeit der Zäpfchen und Stäbchen; der Film speichert also gewisse Zeiteinheiten, die sind relativ; diesen gesamten Film, den wir jetzt aufnehmen, könnten wir genau so gut innerhalb eines einzigen Bildes aufnehmen, hätten dann allerdings eine photographische Information erzeugt. Der Zusammenprall der verschiedenen Zeiteinheiten verursacht oder produziert Imagination. Wir können also von Gedächtniseinheiten sprechen, die in ihrer Verschmelzung das beim Zuschauer auslösen können, was man auch Phantasie nennen könnte. Phantasie als Produkt unterschiedlicher Informationsgegebenheiten.

Betrachtet man die Ebenen, innerhalb der ich die filmischen Informationen verarbeite, so könnte man von horizontaler Lesbarkeit innerhalb der Zeitachse sprechen also in der Reihung, in der die Informationen gegeben werden; gleichzeitig lassen sich aber auch die filmischen Informationen, die von der Kamera aufgesaugt werden, innerhalb ihrer Gleichzeitigkeit verstehen. In diesem Fall würde ich von einer vertikalen Verschmelzung von unterschiedlichen Bildinformationen sprechen, wie es gegeben ist, wenn ich den gleichen Film mehrmals durch die Kamera laufen lasse, wenn ich also Doppel- oder Mehrfachbelichtungen erzeuge. Man hat also einmal die Zeitachse, die horizontale Lesbarkeit, in der Verschmelzungen stattfindet, und die vertikale Achse, innerhalb der die Verschmelzungen schon innerhalb eines Bildes stattgefunden haben.

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