Programmvorschläge - Literatur

Gedanken zu Bildern aus Nekes-Filmen
von Bazon Brock

Aus den Anfängen der Foto- und Filmgeschichte sind noch einige jener endlosen Diskussionen überliefert, ob denn nun auch diese neuen Medien in eben jenem Sinne Bildkunst zu sein vermöchten, wie es zum Beispiel die Malerei ist. Nekes hält diese Diskussion für eine Irreführung. Fast gleichzeitig mit der Entwicklung der neuen Medien verwandelte sich die Malerei.

Der Pointillismus in der Malerei entstand aus der vermeintlich endgültigen Analyse des Wahrnehmungsvorganges. Die Pointillisten organisierten die Bildoberfläche ihrer Gemälde so, wie das Auge eine Bildwahrnehmung zerlegt, um sie den entsprechenden Leistungszentren des Gehirns zur Aufarbeitung anzubieten. Der Pointillismus war zumindest schon Filmkunst, wenn auch als Malerei. Das gleiche gilt für den Kubismus, für die dadaistische Collage und vor allem für die futuristische Darstellung von Bewegung im klassischen Medium der Malerei.

Werner Nekes versucht in seiner Filmarbeit, Pointillismus, Kubismus und Futurismus mit Blick auf die Entwicklung der filmischen Ausdrucksformen neu zu werten und die bisher übersehenen Konsequenzen aus der Malerei als Film sichtbar werden zu lassen. mehr...

 

 

Die kulturelle Bedeutung des Experimentalfilms aus politischer Sicht
von Christoph Settele


Strukturmuster und Ideologie

Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen bildet der strukturelle Vergleich von Experimentalfilm und narrativem Film. Es soll hier nicht von Filmen gesprochen werden, in denen narrative Erzählstrukturen auftauchen, dieselben aber (auf)gebrochen und somit reflektiert bzw. thematisiert werden, sondern es soll die grundsätzliche Tendenz des narrativen Films und seiner Struktur problematisiert und der grundsätzlichen Tendenz des experimentellen Films gegenübergestellt werden.

Die strukturelle Tendenz des narrativen Films legt in der Übernahme literarischer Erzählmuster und der dieser zugrunde liegenden syntagmatischen Struktur. Im traditionellen Erzählkino werden normative Erzählmuster, die sich an der Literatur und damit an der (geschriebenen wie gesprochenen) Sprache orientieren, übernommen. Die Bildsprache dieser Filme ordnet sich daher der Dramaturgie des literarischen Stoffes unter und wird zum verfügbaren visuellen Illustrationsinstrument des handlungsorientierten Erzählmusters. Das Bild als ursächlichster Ausdruck des Mediums Film verliert dadurch seine Eigenständigkeit als (verbal)sprach- unabhängiges Ausdrucksmittel.  mehr...

 

Kinefeldtheorie
von Werner Nekes

Ich möchte eine allgemeine Einführung in das Wesen des Films geben. Jemand erwähnte vorhin den Titel eines meiner Filme. Er sprach es T Wo Men aus. Meine Aussprache ist TWOMEN, und diese Aussprache ist die Verbalisierung der visuellen Anstrengung, die das Hirn zu leisten hat, wenn es Bilder in Filmen liest. Ich habe diesen Titel wegen seiner programmatischen Qualitäten ausgewählt, sie treffen das Zentrum des Films. Der Titel ist programmatisch, weil er sich mit der Lesbarkeit von Film auf der horizontalen Ebene auseinandersetzt, horizontal dem vertikalen Lesen gegenübergesetzt. Die Horizontale beziehtsich auf die Zeit-Achse: Information aus den verschiedenen Zeitsegmenten zu erhalten, wie sie aufeinander folgen. Das vertikale Lesen erfolgt dann, wenn der Betrachter Informationen auf verschiedenen Bildebenen innerhalb eines Zeitsegmentes zu verarbeiten hat. Dies bedeutet, dass das horizontale und vertikale Lesen der Bilder gleichzeitig erfolgen kann. Nicht alles, was ich sage, wird sofort klar sein und leicht verstanden werden, aber einige Sachen, die ich zu sagen habe, sindziemlich wichtig, so scheint es mir, da sie nicht in anderen Büchern über den Film zu finden sind.  mehr...

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