Zauberkünste

In Linz Und Der Welt

Ein Album herausgegeben von Brigitte Felderer

 

Folio Verlag, Wien, Bozen

287 Seiten

ISBN Nr.: 978-3-85256-491-3

 

Klappentext:

Industrie und Handel, Technik und Wiederaufbau haben ein vereinfachtes Bild von Linz geprägt, zu realistisch, zu praktisch. Die andere Seite der Stadt, sensationslustig und irrational, abergläubisch und exzentrisch, blieb im Verborgenen. Nur noch wenig wissen wir von Illusionisten, Magierinnen, Dompteuren, Puppenspielern, Wunderheilern, Okkultisten, Wahrsagerinnen, Entfesselungs- und Verwandlungskünstlern, Bauchrednern und Stimmenimitatoren, Laternisten und Phantasmagoren, die in Linz und Oberösterreich ab dem 18. Jahrhundert regelmäßig aufgetreten sind. In den Unterhaltungstheatern, auf den Plätzen und Straßen, in den Halbwelten und Hinterzimmern, zu den Märkten im Frühling und im Spätsommer fand sich das Publikum in Linz ein. Der Adel aus der Umgebung, die bäuerliche Bevölkerung wie die Bürger aus Städten und Gemeinden, alle wollten sich amüsieren - sie waren neugierig auf die Sensationen und Merkwürdigkeiten, die ihnen geboten wurden.

 

1908 startete das Unterhaltungstheater "Kolosseum" am Linzer Hessenplatz sein Variétéprogramm, und noch im selben Jahr zeigte dort eine chinesische Artistengruppe ihre Künste. Long Tack Sam, 1885 om der Provinz Shangdung geboren, präsentierte seine eindrucksvollen Produktionen. So ließ er beispielsweise mit einem Salto - scheinbar aus dem Nichts - ein Glas mit lebendigen Goldfischen in seiner Hand erscheinen. Der chinesische Zauberkünstler und Akrobat lernte während seiner Linzer Zeit eine junge Frau kennen, die beiden heirateten in Wien und gründeten eine Familie. Bald traten alle Familienmitglieder überall in der Welt, in -china, Australien, Europa und Nordamerika, auf. 1961 starb der Zauberstar in Linz, wo sich die Familie schon in den 1920er Jahren eine Villa hatte bauen lassen.

 

Die Biografie von Long Tack Sam ist exemplarisch für das internationale Leben eines Zauberkünstlers, der sich sebstverständlich zwischen großen und kleinen Städten, zwischen Sprachen und Kulturen bewegt. Lebensgeschichten von Schaustellerinnen und Illusionisten blieben nie auf einen Ort beschränkt, sondern lassen Stationen verfolgen, die ab dem 18. Jahrhundert Artisten wie Long Tack Sam, Horace Goldin, Buffalo Bill oder den Bad Haller Fakir Rayo und lang davor Caroline Bernhardt oder Jacob Weiß durch die Welt und auch nach Linz führten. Die Zauberkunst schuf ein lokales Publikum, etablierte Auftrittsorte und "Szenen" und blieb dabei dennoch ortlos wie nomadisch, sie brachte die Welt in die Stadt, die Stadt ins Dorf - und retour.

 

"Sie sehen", ließ Walter Benjamin 1935 den Zauberer Rastelli sagen, "dass unser Stand nicht von gestern ist und dass auch wir unsere Geschichte haben - oder wenigstens unsere Geschichten".

 

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