Schattenprojektionen Oberhausen

in: FOYER, Mai 1993
Kunst
S C H A T T E N P R O J E K T I O N E N
ihre Darstellung in der bildenden Kunst - eine Ausstellung im Schloß Oberhausen

Wo Licht ist, da ist auch Schatten. Zumindest dann. wenn man einen beleuchteten undurchsichtigen Gegenstand zugrundelegt. Der Schatten gilt im Volksglauben als ein Wesensteil des Menschen, als Seele oder auch als Schaffenskraft. Dis Fehlen von Schatten jedoch bedeutete den Tod. Geister, und solche, die sich mit ihnen eingelassen haben sind schattenlos. Davon kann bestimmt Peter Schlemihl, 1814 von Adelbert von
Chamisso ausgedacht, ein Lied singen oder die Frau ohne Schatten, die Hugo von Hofmannsthal erfand. Auch in der altgriechischen Vorstellung, man denke an das platonische Höhlengleichnis, kommt dem Schatten "an sich" eine wichtige Bedeutung zu.

In der Bildenden Kunst erlebte er erstmals unter den Impressionisten eine entscheidende Bedeutung und Wendung: Wurde er Jahrhunderte lang mit Schwarz gleichgesetzt und dargestellt, so war es nun das große Verdienst der Impressionisten, die erkannten, daß Schatten Farbnuancen besitzt. Was wäre Renoirs Lise (Museum Folkwang, Essen) ohne ihre wunderbaren farbigen Schatten, oder gar die Liebermannschen Papageien.
Im Schloß Oberhausen heißt es nun: Schattenprojektionen. Die Ausstellung zeigt Arbeiten von Gegenwartskünstlern, die sich mit dein Phänomen Schatten beschäftigt und auseinandergesetzt haben. Zusammengetragen bzw. ausgewählt hat sie Werner Nekes, Mülheimer Experimentalfilmer und Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln.

Die Werke sind, wie er selbst sagt, "nach Lust und Liebe" zusammengestellt. Allein von den
22 beteiligten Künstlerinnen sind 50 Prozent Studenten und Lehrer der Medienhochschule. Nekes Absicht ist es die Beschäftigung mit Licht und Schatten zu spielen, mit vorzugsweise den neuesten Errungenschaften der Medientechnik. Er liefert hiermit ein Vorspiel für das historische Schattentheater, das im Oktober als großangelegtes Festival in Oberhausen zu sehen sein wird. Als Weiteres leistete die Ausstellung einen Beitrag zu den 39. Oberhausener Kurzfilmtagen, die dort bis zum 28. April liefen. Vielleicht geht Nekes deswegen bis in die Kindertage des Films zurück, indem er den bekannten schwarzen Kisten mit dem Loch darin vor den Eingang des Schlosses rückte. Mit dieser sogenannten "Camera Obscura" nahm alles seinen Anfang. Blickt man durch dis winzige Loch. so steht das Schloß Kopf. Im Übrigen gibt es viele Mitmachprojekte in der Ausstellung, hier kann man seinem Spieltrieb freien Lauf lassen,.....
Sicherlich - und dies ist nicht von der Hand zu weisen –

übt Schatten auf jeden von uns eine große Faszination aus. Immer auch ist er von etwas Geheimnisvollem umgeben, läßt etwas ahnen oder verschweigt etwas. Eine Assoziationskette ohne Ende tut sich da für den Betrachter auf.

Publikumsrenner ist sicherlich die Arbeit von Peter Vogel: ein kybernetisches Schattenorchester. Hier bewirkt der Schatten der Handbewegung, daß sich Klangbilder an der Wand bzw. im Raum ergeben. Durch Töne können die computergezeugten Chromosomen auf Michael Saups und Woody Vasulkas Bildschirm-Installation bewegt werden. Überraschend sind die, weil überdimensionalen Finger Rußbilder von Mattias Caduff sowie die Schattenrisse des ehemaligen Beuys- Schülers Felix Droese. Der bekannte Kölner Fotograf Jürgen Klauke zeigt unheimlich und absurd anmutende Schattenphotografien, von denen man sicherlich gern noch mehr hätte sehen wollen. Sein Werk: Video, Performance, Zeichnung und Photografie kreist stets um die gleichen Themen. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten steht der Mensch im Spannungsfeld zwischen Liebe und Tod, mit all seinen Wünschen und Ängsten. Auch die bearbeiteten großformatigen Polaroids von Doro 0. - Schattenportraits bleiben angenehm in Erinnerung, hinterfragen sie auf listig-lustige Art und Weise das so geliebte Portrait. Für die beleuchtete Drahtskulptur von Frank Dornseif ist der sich auf der Wand befindliche Schatten wichtiger Bestandteil der Arbeit. Er ist das Gegenüber der sich real im Raum befindlichen Figur.

zurück...