Schattenprojektionen Oberhausen

Westfälischer Anzeiger, 16.04.93
Das gemalte Dunkel

W. Nekes sammelte "Schatten-Projektionen" in Oberhausen
Von MATTHIAS KAMPMANN
Oberhausen (eig. Ber.). Wie sagt man so schön: Wo Licht ist, ist auch Schatten.
Und da das Licht Kunst erst sichtbar macht, bleibt es nicht aus, daß der Schatten
Thema wird - in der Ausstellung "Schatten-Projektionen", die der Filmemacher
Werner Nekes und die Kölner Kunsthochschule für Medien für die Städtische
Galerie Schloß Oberhausen konzipierten, im Rahmenprogramm der Internationalen Kurzfilmtage. 22 Künstler zeigen Installationen, Holographien, Computersimulationen, Malerei.
Da steht ein gemütlicher Sessel vor der Wand. Setzt man sich in ihn, so blickt man auf ein Möbel, in dem ein Fernseher steht. Im Bild unterhalten sich zwei Männer an einem Strand. Über die angefügten Kopfhörer kann der Betrachter den griechisch-antiken Text des "Höhlengleichnisses" von Platon lauschen. Er schildert das Dasein der Menschheit in einer Höhle. Die Schatten, die das Feuer wirft, halten die Menschen für die Wirklichkeit. Verließe man die Höhle, so wäre man geblendet vom Tageslicht, von der schmerzenden Wahrheit. Rajele Jain schuf diese Videoinstallation im vergangenen Jahr. Die Höhle Platons ist dabei das Fernsehzimmer, wo unwirkliche Schatten Realität vorgaukeln. Kritische Medienreflexion im Zeitalter von RealityTV: wohltuend. (...)

Macher Nekes selbst ist auch dabei und präsentiert erstaunliche Projektionen. So zum Beispiel seine "Voluptas" von 1989, eine kleine Messingplatte, die im rechten Winkel an die Wand gebracht ist. Von oben beleuchtet wirft sie das eingravierte Bild einer nackten, breitbeinig daliegenden Frau leicht verschwommen an die Wand.

zurück...