Schattentheater-Fest Oberhausen

Pressespiegel
WAZ
12.10.1993
INTERNATIONALES SCMTTENTHEATERFEST OBERHAUSEN
Fünf Tage lang war OB „kulturelle Weltstadt“
Prachtvolles Finale zum Schattentheaterfest
m-s.


Fünf Tage war Oberhausen ,,kulturelle Weltstadt" wie sonst allenfalls zu den Kurzfilmtagen. Der Sonntag reihte zum prachtvollen Finale noch einmal Highlights des Schattentheaters aneinander, nach dem zweiten Auftritt der Wat Khanon Troupe aus Thailand und der ebenfalls zweiten Auflage des Handschattenspiels des Inders Prasanna Rao, der einen ähnlich phänomenalen Erfolg wie bei der Eröffnung der Ausstellung "Internationale Schattenfiguren" hatte, brachte die indische „Nimmalakunta Puppet Group" mit dem Tanz der Lederpuppen wahrscheinlich den Ursprung schlechthin des Schattentheaters auf die Bühne im erneut ausverkauften, aber nicht restlos besetzten Großen Haus - einige thailändische Akteure schnupperten nicht südostasiatische, sondern Oberhausener Kulturluft. Schön.
Fünf Tage Entführungen in Märchen- und Fabelhaftes, oft auch recht Handfestes, vielfach Alltägliches einer hier fremd anmutenden Welt, das hatte seine Anstrengungen mit dem Aufnehmen des Ungewohnten, das hatte auch seine ganz normalen organisatorischen Pannen bei einem weltweit ersten Meeting dieser Art.
Werner Nekes, Initiator des Festivals und mit seiner Stellvertreterin Ursula Richert auch Hauptorganisator, zog gestern eine Bilanz mit Licht und Schatten.
"Zum allerersten Mal konnten die meisten Gruppen, die hier waren, mal ins Ausland
schauen, lediglich die nach unseren Maßstäben Gebildeten unter ihnen wußten wenigstens aus Büchern, daß es auch anderswo Schattentheater gibt", erzählt der renommierte Filmkünstler und -professor, "erstmalig haben sie sich als eine internationale Familie verstanden, die einen gemeinsamen künstlerischen, kulturellen Ausdruck hat."
Für die Szene hierzulande, in Europa auch - die weitesten Besucher waren aus Südfrankreich angereist – betonte Nekes vor allem die Erfahrung, mit der Frühgeschichte der Medien konfrontiert worden zu sein, einen solchen Bezug zu den Medien habe man hier bislang nicht gehabt. Diese frühgeschichtliche Dimension sei vor allem deutlich geworden am Spiel des balinesischen Dalang Wayan Wija, der zum Licht einer Ollampe dem Publikum ein regelrechtes Faszinosum geboten hatte. Nicht ganz so begeistert äußerte sich Nekes über die Kooperationsbereitschaft in der Stadt. Viele Zusagen, die ihm Kulturdezernent Jürgen Gerhardt mehr oder minder direkt gemacht habe, seien nicht eingehalten worden. Ausdrückliches Lob findet er für die Frauen vom Kultur- und Medienbüro, für die technischen Mitarbeiter in Ebertbad und Theater: "Ohne die wären wir aufgeschmissen gewesen."
Auch die Resonanz von Politik und Verwaltungsspitze stößt bei Nekes auf wenig Verständnis. Daß der Oberbürgermeister oder wenigstens einer seiner beiden Stellvertreter die Gäste nicht begrüßt, nicht einmal nach der Eröffnung zu einem Empfang geladen haben, sei schon ein Affront, Oberstadtdirektor Burkhard Drescher wurde im Gegensatz zu seinem Mülheimer Amtskollegen Gerlach, der Oberhausener ist, ebenfalls nicht gesichtet. Auch die Politik übte sich weitgehend in Enthaltsamkeit, selbst die kulturelle.
Merkwürdig fand Nekes auch die Zurückhaltung potentieller Oberhausener Sponsoren, beispielsweise sei man bei STOAG, EVO und Babcock erfolglos vorstellig geworden. Auch von der ursprünglichen Begeisterung der Stadtsparkasse, einen ca. 7000 DM teuren Postkartenkatalog zu sponsern, sei nichts übriggeblieben.
Ja, vielleicht mache er so etwas noch einmal, aber wohl eher in einer Großstadt. m-s.
    
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