"Rare Künste" Wien

Täuschung enttäuscht
Im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Zauberey


Der Neapolitaner Giovanni Baptista della Porta gründete um 1560 eine der ersten Wissenschaftsakademien, die Academia Secretorum Naturae, in die nur derjenige aufgenommen werden konnte, der ein Geheimnis der Natur preisgab. Dem Papst erschienen diese Zusammenkünfte als zu obskur und nicht unter seiner Kontrolle und so verbot er diese Akademie nach nur wenigen Jahren ihrer Arbeit. Porta war 1558 mit seinen vier Büchern zur „Magia Naturalis“, die er 1589 auf 20 Bände erweiterte, ein Begründer der modernen Wissenschaftsgeschichte. Wie Reginald Scott, dessen "The Discovery of Whitchcraft" 1584 den Irrglauben aufklären wollte, dass Hexen nicht tatsächlich hexen, sondern sich natürlicher Hilfsmittel bedienen, so wollte Porta in einem weitgespannteren Ansatz Erkenntnisse über vieles Unverstandene und Unerklärliche zusammentragen und verbreiten. Seine 20 Haus- und Wunderbücher sind nach folgenden Themen geordnet: „1.Buch der Ursachen der Wunderdinge 2. Buch von allerhand Thieren 3. Buch von allerhand Garten- und anderen Gewächsen 4. Buch der Haus-Wirtschafft 5. Buch von Verwandlung der Metallen 6. Buch von gemachten Edelgesteinen 7. Buch von Magneten 8. Buch von Arznei-Sachen 9. Buch von Schmincken und Weiber-Zier 10. Buch von Distillieren 11. Buch von allerhand wohlriechenden Dingen 12. Buch von wunderbaren Kunst-Feuern  13. Buch von Eisenwerck 14. Buch von Koch-Künsten 15. Buch vom Thierfang 16. Buch von verborgenen Schrifften 17. Buch von allerhand Spiegeln und Gläsern 18. Buch von Abwägung schwerer und leichter Dinge 19. Buch von allerhand Lusst-Proben 20. Buch von allerlei untereinander.“ Porta legte mit seinen mannigfachen, zum Teil bunt zusammengewürfelt erscheinenden Forschungsergebnissen und Rezepturen Grundsteine für Wissenschaftszweige, die erst sehr viel später Eingang in die noch zu gründenden Universitäten finden sollten. Sein Werk gleicht in seiner überbordenden Fülle den wenige Jahre später in ganz Europa entstehenden Sammlungen in Wunderkammern oder Raritätenkabinetten, wie zum Beispiel jener, die Athanasius Kircher für den Vatikan zusammengestellte, oder der Wunderkammer am Hofe Rudolphs II. in Prag oder auch der später von Zar Peter dem Großen für Petersburg zur Anschauung und Anregung der russischen Wissenschaften zusammengetragenen. Die Inventare dieser Wunderkammern wurden häufig gedruckt und veröffentlicht. Auch den Reisebeschreibungen in Europa konnte man entnehmen, welche in aller Welt gesammelten Artefakta oder Naturalien, in welchen Städten zu bestaunen waren. Neben dem Zahn des Narwals und dem ausgestopften Krokodil unter der Decke war auch den Augentäuschungen immer ein großer Bereich eingeräumt. Anamorphosen, Hexenspiegel, die den Hereinschauenden verzerrten und vervielfältigten, arcimboldeske Vexierbilder, pietra paesina (polierte Ruinensteine aus Florenz in denen Landschaften zu erkennen sind) und auch optische Instrumente waren fester Bestandteil jedes Inventars.
1792 gibt der aus der berühmten französischen Druckerfamilie stammende Charles Joseph Panckoucke in Paris zwei Bände heraus mit dem anspruchsvollen Titel: “Dictionnaire encyclopédique des amusemens des sciences, mathématiques et physiques. Des procédés curieux des Arts; des Tours récréatifs & subtils de la Magie Blanche, & des découvertes ingénieuses & variées de l’industrie; avec l’explication de quatre-vingt-six planches, & d’un nombre infini de figures qui y sont relatives.“ Die Textbeiträge werden Jacques Lacombe zugeschrieben. Auf 900 Seiten vereinigen diese Bände das gesamte damalige Wissen über Kuriositäten aus der Natürlichen Magie, der Magie Blanche oder weißen und guten Magie, die nicht - wie die Schwarze Magie - anderen Schaden zufügt. Aus der Zahl der erläuternden Abbildungen auf den begleitenden Tafeln lässt sich heute ablesen, wie sich die Gewichtung, dessen, was als kurios betrachtet wird, innerhalb von 250 Jahren verschoben hat.
19 Tafeln : Amusemens de Géométrie.
  2 Tafeln : Amusemens d' Arithmétique.
  1 Tafel: Amusemens d' Astronomie.
  9 Tafeln : Amusemens de Gnomonique.
15 Tafeln : Amusemens de Physique.
  8 Tafeln : Amusemens de Mécanique
10 Tafeln : Amusemens d’ Optique.
  2 Tafeln : Amusemens d’ Acoustique ou Musique.
  6 Tafeln : Amusemens de Catoptrique.
  1 Tafel : Amusemens de Navigation et d’ Architecture.
  1 Tafel : Suite des Amusemens d’ Architecture.
  1 Tafel : Pyrotechnie sans feu et purement Optique.
  2 Tafeln : Pieces d’ Artifice.
  1 Tafel : Pieces Hydrauliques.
  2 Tafeln : Traits Occultes ou Trompeurs.
  1 Tafel : Traits Occultes et Trompeurs.
  1 Tafel : Nombres Magiques.
  1 Tafel : Suite des Nombres Magiques et Cartes.
  1 Tafel : Combinaisons Magiques.
  1 Tafel : Tours de Gibeciere.
  1 Tafel : Figures de Magie Blanche devoilée.
  5 Tafeln : Figures de Magie Blanche.
Portas Anspruch, der Natur ihre Geheimnisse zu entlocken, ist im Vergleich hierzu universeller. Panckoucke versteht sein Werk über das geheime Wissen eingeschränkter, nämlich als Aufklärungsarbeit für den Neugierigen, der Freude daran findet,  die Ursachen von Überraschendem aus den Bereichen Mechanik, Physik, Optik, Katoptrik und Zauberkunst erklärt zu bekommen. Er begreift seine Arbeit als Ergänzung zur Enzyklopädie von Diderot und d’Alambert.
Viele Bereiche, die zuvor der Natürlichen Magie zugeordnet waren, wurden bis zum Erscheinen der Enzyklopädie Panckouckes von Wissenschaftlern besetzt und erforscht. Es verblieben Randbereiche, von denen sich noch einige zu Wissenschaftszweigen entwickelten, die aber auch zunehmend von Gauklern, Scharlatanen und Illusionisten für Schaustellungen genutzt wurden. Der sich ab 1800 herausbildende Beruf des Zauberers nutzt Techniken, von denen viele schon Generationen früher von Wissenschaftlern entwickelt, erforscht und beschrieben wurden. Jean Eugène Robert-Houdin, einer der größten Zauberer um 1850, dessen Theater bis ins zwanzigste Jahrhundert in Paris fortbestand, schrieb, daß dies Dictionnaire ihn inspiriert und veranlasst habe, den Beruf des Uhrmachers aufzugeben und fortan erfolgreicher Zauberkünstler zu sein.
Neben der Anfertigung mechanischer Automaten faszinierte es in besonderem Maße, den Sehsinn zu täuschen. Hiermit befand er sich in der Tradition all derer, die sich die natürlichen Gesetzmäßigkeiten der Optik für optische Schauspiele nutzbar machten: so hatte der englische Mönch Roger Bacon schon Mitte des 13. Jahrhunderts Bild-Projektionen mit Hilfe von Spiegeln beschrieben. Hohlspiegel wurden als Brennspiegel zur Zerstörung der Flotte vor Syrakus genutzt. Das farbige Bild der Außenwelt kopfstehend und in allen Farben in Bewegung im dunklen Raum, der Camera Obscura, sehen zu können, galt vielen ebenso als Wunder, als Zauberei und forderte Wissenschaftler zur Erforschung der Brechungsgesetze der Lichtstrahlen, Maler zur Verbesserung ihrer Kenntnisse über perspektivische Darstellungen und Zauberer zur Nutzung scheinbarer optischer Illusionen heraus.
Schon 1569 regte Danielle Barbaro in seiner „Pratica della Perspettiva“  an, mit einer bikonvexen Linse, ein helleres und schärferes Bild in der Camera Obscura zu erzeugen. Dies hellere Bild war jedoch nur in einem bestimmten Bereich scharf, wie auch der konkave Spiegel je nach Wölbung seinen festgelegten Schärfenbereich hat. Spiegel wie auch Camera Obscura halfen Malern, den dreidimensionalen Raum auf der zweidimensionalen Fläche der Leinwand perspektivisch richtig abzubilden. Im abgedunkelten Innenraum der Camera Obscura konnten sie Abbilder von der  Sonne beschienener Motiven, auf eine weiße Fläche projiziert, nachmalen oder nachzeichnen.
Risner gab 1572 in Basel die Übersetzung der von Al Hazen um 1030 in Kairo verfassten arabischen Optik heraus. Diese war durch den polnischen Mönch Witelo Mitte des dreizehnten Jahrhunderts in Erfurt aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt,  kommentiert und um Witelos eigene Optik vermehrt worden. Beiden Werken stellte Risner ein Frontispiz voran, welches die drei klassischen Bereiche der Erforschung des Sehens verbildlichte: Optik - die direkte Anschauung durch die Augen, Katoptrik - die Reflektion des Bildes durch zum Beispiel Spiegel und Dioptrik - die Refraktion, die Brechung der Sehstrahlen zum Beispiel durch Wasser. Zu Erläuterung der Katoptrik schaut ein bärtiger Mann am unteren Bildrand in einen Hohlspiegel, der seinen Kopf in die Luft reflektiert und projiziert. Um den Vorgang für den Betrachter leichter erfassbar zu machen, hat der Stecher den Kopf in der Luft nicht kopfstehend gezeichnet, was physikalisch richtiger aber undeutlicher gewesen wäre.
Porta hatte schon in den Beschreibungen der Möglichkeiten der Camera Obscura angeregt, sie nicht nur von dem des Malens Unkundigen nutzen zu lassen, sondern auch im Hellen wilde Tiere, wie Nashörner, Elefanten etc. vorbeiziehen zu lassen, erotische Theateraufführungen mit Schauspielern zu inszenieren, was auch draußen im Dunkeln mit Fackeln erleuchtet werden könne, zum Ergötzen und zur Verwunderung der im Dunkeln auf eine Projektionsfläche schauende Besuchergruppe.
Das in der Camera Obscura kopfstehende Bild sollte, in der Projektion mit einem Hohlspiegel, die Akteure wieder auf den Füßen stehen lassen und seitenrichtig wiedergeben. Franciscus Aguilonius beschreibt 1613 in Antwerpen in seinen sechs Büchern zur Optik eine solche Aufführung. Dieser Text gilt als eine der frühesten Beschreibungen einer solchen Vorstellung der optischen Zauberkunst: „Gerade so bedienen sich gewisse Scharlatane der Augentäuschung, um den ungebildeten Pöbel zu betrügen; sie geben vor, in Schwarzer Magie erfahren zu sein, wissen aber kaum, was dies bedeutet; sie rühmen sich, dass sie Erscheinungen des Teufels sogar aus der Hölle herbeizaubern und den Betrachtern zeigen können. Sie führen den Wissbegierigen und Neugierigen, der alles über geheime und verborgene Dinge erfahren möchte, in einen dunklen Raum ohne jedes Licht, mit Ausnahme eines winzigen Lichtstrahles, der durch eine kleine Glasscheibe eindringt. Dann fordern sie in scharfem Ton auf, keinen Lärm zu machen, ruhig zu sein wie eine Maus; und wenn alles vollständig ruhig ist und sich keiner bewegt oder ein Wort sagt, als wenn sie auf den Gottesdienst oder eine Vision warten würden, sagen sie, dass der Teufel bald kommen werde. Zwischenzeitlich zieht sich der Assistent eine Teufelsmaske über, so dass er aussieht, wie man den Teufel gewöhnlich auf den Bildern darstellt, mit einem grässlichen monströsen Antlitz und Hörnern auf dem Kopf, mit Wolfspelz und Schwanz, mit Klauen an Händen und Füßen. Dann stolziert der Assistent draußen auf und ab, als wäre er tief in Gedanken versunken, hin zu dem Ort, wo seine Farben und Formen durch die Glasscheibe in die Kammer reflektiert werden können. Um diese listigen Absichten noch effektiver zu gestalten, soll man völlig ruhig bleiben, als wenn sich ein Gott durch dieses Wunderwerk erheben wolle. Dann werden einige bleich, andere beginnen zu schwitzen, aus Furcht was kommen wird. Danach nimmt jemand eine große Tafel aus Karton und stellt sie den Lichtstrahlen, denen erlaubt wurde, in die Kammer einzudringen, gegenüber; auf ihm kann das Bild des auf und ab gehenden Teufels gesehen werden; darauf schauen sie in großer Bestürzung. Dies ist der Grund, warum die Armen und Unerfahrenen sich nicht darüber bewusst sind, den Schatten eines Scharlatans zu sehen und ihr Geld unnötig verschwendet zu haben.“ (liber I, propositioXLII, S. 47; Übersetzung: Werner Nekes)
Es ist gut möglich, daß Constantijn Huygens, Diplomat, Komponist und seinerzeit der bedeutendste holländische Dichter, als er am französischen Hofe lebte, einer solchen Aufführung in der Camera Obscura beigewohnt hat. Er fragte seinen Sohn Christiaan Huygens, ob er ihm nicht eine Laterne zur Projektion von Bildern bauen könne, mit der er die adlige Gesellschaft im Louvre verblüffen wolle. Für Christiaan Huygens, neben Galileo und Newton der wohl wichtigste Physiker des 17. Jahrhunderts, der sich die Linsen für das beste Teleskop seinerzeit selber schliff, war diese Aufgabe nicht sonderlich schwer. Er berechnete und schliff die Linsen, nutzte die Lichtbündelung und Projektionsfähigkeit des Hohlspiegels als Reflektor und skizzierte die Laterna Magica. 1659 zeichnete er in einem seiner Manuskripte zehn Bewegungsphasen eines Skeletts, für die „Tover Lantaarn“ die Zauber-Laterne, wie sie noch heute im Holländischen genannt wird. In einem der Briefe an seinen Bruder Lodewijk gestand er, dass er Abstände und Reihenfolge der Linsen absichtlich vertauscht habe, so daß sein Vater mit dem Gerät nichts habe anfangen können. Huygens, der u.a. die Wahrscheinlichkeitsrechnung begründete, die Pendeluhr mit einer zuvor unvorstellbar erscheinenden Präzision konstruierte, 1655-1656 bedeutende astronomische Entdeckungen machte - wie Orionnebel, Saturnmond Titan und Identifizierung der Saturn Henkel als Ringe - hielt die Erfindung der Zauberlaterne für trivialen Kinderkram und fürchtete, wenn er als Erfinder einer solchen Nebensächlichkeit bekannt würde, um seinen Ruf als ernsthafter Wissenschaftler. Innerhalb weniger Jahre verbreitete sich dennoch das Wissen um die Zauberlaterne. Pierre Petit, mit dem Huygens korrespondierte, nannte sie „Lanterne de peur“. Der Däne Thomas Rasmussen Walgensten, der auch in Leyden studierte, präsentierte ab 1664 Vorführungen in Paris, Lyon, Rom und Kopenhagen. Deschales, der eine Vorführung in Lyon besuchte, gab ihr den Namen Laterna Magica. Dem König Frederik III. gefielen bei der Kopenhagener Vorführung 1670 die Skelett-Projektionen so gut, dass er sie zum Schrecken der Anwesenden dreimal wiederholen ließ. Der Jesuit und Universalgelehrte Athanasius Kircher, der gerade in Rom die zweite Ausgabe seiner „Ars magna lucis et umbrae“ für den Druck 1671 in Amsterdam vorbereitete, schrieb eigens für die Laterna Magica ein neues Kapitel. Dieses illustrierte er mit zwei Projektionsabbildungen, in denen die Laternen die Schrecknisse der Hölle projizieren. Auch hier wurde die Projektionstechnik vom Stecher nicht korrekt wiedergeben. Die Anordnung von Glasbild und Objektiv war vertauscht, auch standen die Bilder nicht Kopf. Die Lichtquelle beanspruchte noch einen ganzen Raum. Dennoch waren diese Abbildungen projizierter Skelette so eindrucksvoll und neuartig, daß man Kircher über viele Jahrhunderte für den Erfinder der Laterna Magica hielt.
Johann Franz Griendel von Ach, ein ehemaliger Kapuzinermönch, der sich in Nürnberg niedergelassen hatte, bot - ebenfalls schon 1671 - Gottfried Wilhelm Leibniz eine Liste mit 25 optischen Instrumenten nach Hannover zum Kauf an. Darunter befand sich auch eine tragbare Laterna Magica. Johann Christoph Sturm beschrieb und bildete 1676 diese handliche Laterne in seinem Werk „Collegium Experimentalis“ ab. Johann Christoph Kohlhansen schrieb 1677 in „Neuerfundene Mathematische und Optische Curiositäten“ : „Von einer Optischen Latern damit allerley Gemälde in einem finstern Zimmer klein und groß vor Augen gestellet werden. Eine solch Latern hat Herr Johann Frantz Gründel von Ach auf Wanckhausen fürnehmer Opticus in Nürnberg erfunden allerhand Bilder was man vorstellig machen will werden auf Gläser gemahlet und werden durch die Latern geschoben und gezogen. Kan die Augen trefflich erlustiren und Personen so abwesend und zugegen sind in ihrer rechten Gestalt auch andere Sachen Himmel und Hölle quae picta vitris adhaerent. Und also wie der Autor schreibet Jägereyen und eine gantze Comedie mit allen schönen Farben auf einer weissen Wand in einem finstern Gemach präsentiren. Es läst sich, quod addo, alles sehen gleich als in einer positur, in seiner eigentlichen Grösse auch kleiner und grösser ja über Riesen-Grösse (sagt der Autor) über sich und unter sich stehend fortgehend stillstehend: bald läst sich das Bild gantz bald nur ein Stück sehen bald ist es gar nicht mehr vorhanden. Können auch Schriften von mancherley Sprachen durch Hülffe solcher Latern und andere Dinge mehr gezeiget werden. Wer gedachtem Autori eine solche Latern abkauffen wird (welches dann keinen der Optic Liebhaber wird gereuen) der wird selbst sehen wie solche Latern beschaffen und zu machen ist. Ich wills nicht jedermann offenbahren sondern den Literatis, in Hebreischer, Griechischer, Lateinischer und Syrischer Sprache nicht allein wie sie zu machen ist und was sie in sich begreiffet, sondern auch anders mehr, so ich mit Fleiss hab erfinden müssen.“ Das folgende schwerverständliche Sprachgemisch, das nur noch gelegentlich deutsche Worte enthält, beschreibt dann die Bauelemente und auch wie die Gläser mit welchen Farben zu bemalen sind. Johannes Zahn, der sich selbst als Schüler Griendels bezeichnete, entwickelte dann wenige Jahre später mehrere unterschiedliche Arten der Laterna mit unterschiedlichen Transportmechanismen für die Bilder. Diese machte er in seiner umfangreichen Optik „Oculus Artficialis“ auch in Abbildungen bekannt.
So wurde die Laterna Magica in wenigen Jahren zum festen Bestandteil der physikalischen Kabinette und nachdem auch viele reiche Bürger begannen, Wunderkammern einzurichten, war der europäische Bedarf an Exponaten so groß, so daß sich Manufakturen bildeten, um den Hunger nach Ungewöhnlichem sowie physikalischen, optischen Gerätschaften zu stillen. Die wohl bekannteste war die „Oosterse Lamp“ von Jan van Musschenbroek in Leyden. Hier wurde auch der erste Katalog für wissenschaftliche Geräte und Optica von 1694 bis1748 mit Verkaufspreisen gedruckt. In Holländisch, Englisch und Französisch wurde dieser Katalog der „Physices Elementa Mathematica“ (1720 von Willem Jacob s’Gravesande verfasst) beigebunden. Die in s’Gravesande Buch abgebildete Laterne mit perfekt angeordneter Lichtquelle und drei Linsen, statt der üblichen zwei, war mit einer Höhe von 1,80 m jedoch zu unhandlich, um von Schaustellern, welche die europäischen Jahrmärkte mit ihr und auch Guckkästen bereisten, mitgeführt werden zu können. Diese Wander-Schausteller zogen kleinere, handlichere Modelle vor, da sie ja auch meist nur Vorführungen für kleinere Gruppen oder Gesellschaften gaben. So wie Quacksalber Heilung mit Salben oder Kräutern vorgaukelten, Astrologen den Abergläubigen Schicksale vorherzusagen oder zu lenken vorgaben, Alchemisten aus minderwertigen Stoffen Gold herzustellen versprachen, wollten Laterna Magica Vorführer die Verbindung zum Reich der Gespenster und Geister herstellen. Die ahnungslosen Jahrmarktsbesucher mussten ihre Präsentationen als Wunderwerk begreifen. Parallel zu den Jahrmarktaufführungen für das einfache Volk amüsierten sich die gebildeten Stände ab etwa 1750 bei Demonstrationen in physikalischen Kabinetten. Anregungen zu Vorführungen der zu präsentierenden Schaustücke fanden sowohl die Physiker als auch die Zauberer in der Onomatologia, dem Zauberlexikon, bei Johann Graviano Wier, Leurechon oder Hendrik van Etten, Heron von Alexandrien, Agrippa von Nettesheim, Hieronymus Cardanus, Salomon de Caus, Cavaliere Lorenzo Sirigatti, Zacharias Traber, Daniel Schwenter,  Jean François Niçeron, Mario Bettini, Athanasius Kircher, Gasparis Schott, Johann Christoph Kohlhansen, Johann Christoph Sturm, Poliander, Georg Philip Harsdörffer, Johann Kunckel von Löwenstern, Johann Michel Conradi, Jacob Leupold, Henri Jean Bytemeister, Grollier de Serviere,  l’Abbé Jean Antoine Nollet, Edme Gilles Guyot, Jacques Ozanam, Pierre Le Lorrain Vallemont, Pierre Joseph Macquer, Henri Decremps, Leonhard Euler, Georg Friderich Brander, Christian Wolff, Saverien, Martin Frobenius Ledermüller, Johann Christian Wiegleb, Johann Samuel Halle, Gottfried Erich Rosenthal, Johann Georg Krünitz, Sigaud de la Fond, Johann Conrad Gütle, Johann Nikolaus Martius, und ein wenig später auch bei Etienne Gaspard Robertson und David Brewster.
Dank ihnen und vor allem Porta, Scott und Panckoucke war ab etwa 1800 dem aufgeklärten Publikum einsichtig, dass der Zauberer nicht mit überirdischen Mächten in Verbindung stand. Der Magier oder Schamane, der immer einen Zweck unter Zuhilfenahme überirdischer Kräfte verfolgte, um zum Beispiel zu heilen oder es regnen zu lassen, war in dieser Gesellschaft nicht mehr glaubwürdig. Die Zauberei wurde nun um ihrer selbst willen dargeboten und etablierte sich als eigenständige Kunstform, der Zauberkunst, die das Publikum mit ihren Illusionen bis heute unterhält. Um sich als Unterhaltungskünstler oder Illusionist im Variété, im Fernsehen oder gar in einer eigenen Show einen Stellenwert in der Gesellschaft schaffen zu können, unterliegt der Zauberkünstler dem Druck, die Zuschauer kreativ und auf bisher nicht erklärte Weise mit seinen Erfindungen zu verblüffen.
Man genießt zum Beispiel seine Fingerfertigkeit, seine Taschenspielertricks, Spiegelungstricks, wie seine katoptrischen Aufführungen, wie den sprechenden Kopf ohne Leib. Dem Betrachter ist bewußt, dass seine Augen ihn trügen. Ohne zu wissen, wie dies geschieht, bewundert er die Fähigkeiten des Zauberers, wie dieser ihn mit Hilfe seiner Erwartungshaltungen betrügt, so daß er die Kunststücke lieber nicht hinterfragen will, sondern sich lieber ihrem Charme und ihrer Rätselhaftigkeit hingibt.

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