Lust und List im Augenblick
 
Die Sammlung Werner Nekes in Salzburg

"Lust und List im AugenBlick": Die Sammlung Werner Nekes in Salzburg

Sehmaschinen, Bilderwelten und optische Spielereien, die überwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen, sind derzeit im Salzburger Barockmuseum im Mirabellgarten zu sehen, wo ein kleiner, aber faszinierender Teil der umfangreichen Sammlung des Experimentalfilmers Werner Nekes ausgestellt ist.

 An Hand von illustrierten Büchern, Kupferstichen, Vexierbildern, Guckkastenblättern und Dioramen ebenso wie durch zahlreiche Objekte, wozu die Laterna Magica, der Guckkasten, die Camera obscura oder die Anamorphose gehören, wird in der Ausstellung „Lust und List im AugenBlick“ die Geschichte der visuellen Medien dargestellt.

Mit der Erfindung der Zentralperspektive im 15. Jahrhundert, die es möglich machte, auf Mauerflächen und Leinwänden dreidimensionale Bilder entstehen zu lassen, begann auch die Entwicklung der Mittel zur Erzeugung optischer Illusionen. Namhafte Künstler wie Leonardo da Vinci, Architekten und Wissenschaftler experimentierten ebenso wie Graphiker, Handwerker und Laien mit den verschiedenen Möglichkeiten der visuellen Täuschung, die bald auch bei der breiten Bevölkerung begeisterte Aufnahme fanden.

Zu einem Höhepunkt kam es während der Barockzeit, als sich eine Vielzahl von optischen Spielereien großer Popularität erfreute.
Im frühen 19. Jahrhundert befriedigten Panoramen und Dioramen die Schaulust der Menschen, bevor Photographie und Film den Weg in unser Medienzeitalter ebneten.

Der Filmemacher Werner Nekes hat in über 25 Jahren des professionellen Sammelns mehr als 25.000 Objekte aus fünf Jahrhunderten zusammengetragen, die einen Überblick über die Vor- und Frühgeschichte der audiovisuellen Medien geben. In Salzburg werden derzeit etwa 400 der wichtigsten Stücke gezeigt, ab Ende Oktober ist die Ausstellung mit einer größeren Anzahl an Exponaten unter dem Titel „BildZauberBlick“ im Altonaer Museum in Hamburg zu sehen. Werner Nekes ist ein bekannter und angesehener Avantgardefilmer, der mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet wurde und an verschiedenen Hochschulen lehrte.

Für große Aufmerksamkeit sorgte sein 1981 gedrehter Film über Joseph Beuys, worin er den Künstler vor einer zugemauerten Fenster einen elf Minuten langen Monolog über seine ästhetische Philosophie gegen den eigenen Schatten sprechen ließ. Das Thema Schatten wiederholt sich natürlich auch in vielen Stücken der Sammlung Nekes, zu der auch gedrechselte Stockknäufe gehören, die als Schattenbild das Profil einer politisch nicht mehr erwünschten Person zeigen. Unter dem Titel „MEDIA MAGICA“ hat der in Mülheim an der Ruhr lebende Filmemacher in den vergangenen Jahren eine Filmreihe über verschiedene Themenbereiche seiner Sammlung begonnen. Bereits 1984 war sein sehr beachteter Film „Was geschah wirklich zwischen den Bildern“ entstanden. Im Herbst 2002 waren Teile der Sammlung Nekes im Kölner Museum Ludwig zu sehen, wozu ein umfassender Katalog erschienen ist, der unter dem Titel „Ich sehe was, was du nicht siehst. Sehmaschinen und Bilderwelten“ das Thema umfassend behandelt (Bodo von Dewitz und Werner Nekes [Hrsg.], ISBN 3-88243-856-8). Aber gleichgültig, ob Salzburg oder Altona, die Ausstellung ist absolut sehenswert und deckt mit ihrer ungeheueren Fülle an faszinierenden Exponaten das Thema weiträumig ab.

Beate Ofczarek-Späth

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