vis–à-vis
1968, 16 mm, schwarz-weiß, 14 Min. (bei 16 Bildern pro Sekunde), stumm.
Eine fixierte Kameraeinstellung auf sechs Personen, die bewegungslos in die Kamera schauen.
Mit der Zeit können winzige minimale Bewegungen der Personen unterschieden werden.
Werner Nekes ist einer der Initiatoren und Mitbegründer der deutschen Film-Coop. Sie entstand nach dem Vorbild der Organisationsform des amerikanischen New American Cinema, wonach sich auch schon in England und Italien Filmmacher-Vereinigungen gegründet hatten.
Ende 1967 gingen Werner Nekes und Dore 0. nach Hamburg - zufällig an dem Tag, als dort das erste "Film-In" stattfand. Hamburger Filmemacher (unter ihnen auch Helmut Herbst und Werner Grassmann) zeigten hier (in der Brüderstraße) ihre Filme, die vom Festival in Mannheim abgelehnt worden waren. Aus dieser Art "regionaler Filmschau", entwickelte sich auch die "Hamburger Filmschau", die für einige Jahre das wichtigste Treffen des "anderen Kinos" in der Bundesrepublik bleiben sollte.
Nekes blieb in Hamburg, konnte die Filmmacher von einem Zusammenschluß überzeugen und trat am Jahresende beim Festival in Knokke schon als Sprecher der "Hamburger Coop" auf, die sich dann während der "Hamburger Filmschau" im Februar 1968 offiziell konstituierte. Das Coop Modell sah vor, daß die Filme für einen Preis von DM 3,- pro Minute verliehen wurden; 75% davon gingen an den Macher, 25% verblieben bei der Coop für Büro- und Verwaltungskosten. Im "Prokinoff" organisierte Nekes regelmäßig Vorführungen des "anderen Kinos", zunächst in seiner geräumigen Kellerwohnung und später in einer Galerie. Eine Professur (für Film) 1969 bis 1972 an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg enthob ihm "der Chance, Nachwuchs für die Nach-Mitternacht-Ausstrahlungen der TVAnstalten werden zu müssen." Mit 25 Jahren gehörte Nekes zu den wohl jüngsten deutschen Professoren.
"vis-à-vis" zeigt in der 14minütigen Einstellung:
(obere Reihe von links nach rechts) Gerhard Büttenbender, Katja, Heinz Kapp, Joachim Wolf, (untere Reihe) Werner Nekes und Dore 0.
"Werner Nekes in seinem Film . . . brüskiert die Lehrmeinung, Film sei dargestellte Bewegung, indem er sechs Leute Familienfoto' spielen läßt: starr aufgebaut, blicken sie minutenlang in die Kamera, anfangs ohne mit der Wimper zu zucken, so daß man an ein Standfoto glaubt ehe man fast erschrickt bei der Feststellung, daß die Augen des vis-à-vis' lebendig sind." (Enno Patalas, Filmkritik, 1/1969, S. 17)
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