1967, 16 mm, schwarz-weiß, 32 Min.
Der Film entstand in Zusammenarbeit mit Bazon Brock und dokumentiert ein von Brock im August 1967 abgehaltenes Trainingsseminar auf dem Jugendhof Dörnberg bei Kassel.
Seit 1967 lebt und arbeitet Werner Nekes mit Dore 0. zusammen. Seine bis dahin entstandenen Filme - in Mülheim/Ruhr gedreht - haben etwas mit dem Umfeld des Studentischen Filmclubs in Bonn zu tun. Im Sommer 1967 brach Nekes sein Psychologiestudium in Bonn ab, als er vom Land Hessen das Angebot einer Lehrtätigkeit über Film an der Jugendbildungsstätte Dörnberg erhielt. Nekes hatte hier erstmals ständig eine Kamera zur Verfügung und widmete sich von nun an ausschließlich der Filmarbeit. Zur praktischen Arbeit des Filmemachens kam der theoretische Unterricht über Film. In dem Seminar auf dem Dörnberg, das Gerhard Büttenbender leitete, traf Nekes auf Bazon Brock, der schon 1966 bei den von Werner Nekes organisiertem Ersten Treffen Internationaler Studentischer Filme in Mannheim einige seiner Filme gesehen hatte. Auf dem Dörnberg lernte Nekes auch den Psychologen Christian Rittelmeyer kennen, mit dem er später gemeinsam Seminare durchführte.
In den drei Monaten auf dem Dörnberg entstanden u. a. folgende Filme: "jüm-jüm", "gurtrug Nr. 1", "gurtrug Nr. 2" und "K/örper".
"DAS SEMINAR" beschreibt Bazon Brock ausführlich in "Ästhetik als Vermittlung", Du Mont Buchverlag, Köln 1977; S. 732/733:
Wer von vorne anfängt, will aufhören
Das Trainingsseminar war in drei Einheiten gegliedert:
- Geschichtskunde
- Literaturkunde
- Lebenskunde
Der thematische Zusammenhang bestand in der Frage, ob man intendieren kann, das individuelle und gesellschaftliche Leben noch einmal von vorne anzufangen. Es ging um die Bedingungslosigkeit jeden Neuanfangs. Ausgangspunkt war die von den Seminarteilnehmern geäußerte Erfahrung im Umgang mit "der Geschichte": sie verstelle die aktuellen Lebensvollzüge mit dem dauernden Rückverweis darauf, daß bereits alles einmal von Menschen gewollt und gedacht und getan sei, was man sich selber zu denken, zu tun und zu wollen auch immer vornehme.
Zunächst galt es, eine Vergegenständlichungsform für dieses "Geschichtsgefühl" zu finden. Die Vergegenständlichungen bestanden in einer Reihe von Schichtungsvorgängen (Geschichte ist geschichtetes Geschehen) über konstant bleibenden Orten des Ereignisses. Beispiel: An einem Kaffeehaustisch sitzen im Laufe eines Nachmittags nacheinander acht Partien Tischbenutzer. Die Geschichte der Tischbenutzung an einem Nachmittag vergegenständlicht sich zu einem Pyramidenbau übereinandergeschichteter Sitzender, Kaffeetassen, Bestecke, Kannen, Teller usw. Anderes Beispiel: In einem Hotelbett schlafen zugleich übereinander geschichtet sechs Gäste, die im Laufe einer Woche nacheinander das Einzelbett benutzt haben. Jeder neu Hinzukommende steigt im wörtlichen Sinne auf einen Haufen im Bett Gelagerter, wenn er sich der Geschichte dieser Hotelbettbenutzung bewußt ist. mehr...
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