T-WO-MEN

"T-WO - MEN" ist ein programmatischer Titel, der zunächst ‚Two Women’, zwei Frauen, bedeutet, ("Z-Wei-ber", sagt Nekes, hätte zu komisch geklungen) und den Inhalt des Films benennt: eine Beziehung zwischen zwei Mädchen, ohne Handlung oder eine Entwicklung, isoliert von sozialer, zeitlicher, örtlicher Fixierung. Die Schreibweise des Titels deutet zugleich auf die Syntax des Films, sein Kompositionsprinzip: Erzeugt normalerweise eine Projektion von 24 Einzelbildern pro Sekunde infolge der Trägheit unseres Auges die Illusion einer kontinuierlichen Bewegung, so beeinflußt auch beim Schnitt, der Koppelung nicht zusammengehörender Bilder also, das vorhergehende das folgende und umgekehrt; mit einer neuen Sequenz beginnt nicht etwas absolut Neues, sondern eine Atmosphäre, ein Rhythmus, ein Thema wird variiert fortgesetzt, das Bild "T" greift in das Bild "WO" und das ist mit dem Bild "MEN" verklammert.

 

Nekes hat eine komplizierte visuelle Informationstheorie parat, um das ungleich höhere Spannungs- und Informationspotential dieser Einzelbildschaltung gegenüber der simulierten Bewegungschronologie zu belegen (der Informationsgehalt des Films steigt mit der Differenz zwischen seinen Bildern); er träumt davon, auf physikalischem Wege die aufgewendete Energie bei der traditionellen Bild-auf-Bild-Rezeption und bei der Informationsaufnahme in der Montagekombination zu messen, zumal das Sehen schneller geworden sei, die Zuschauer etwa beim Werbefernsehen die waghalsigsten Bildsprünge zu verarbeiten trainiert seien." (Wolf Donner, Die Zeit, 13/1973)

 


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