Schattentheater der Welt
II. Indien: Tholu Bommalata
Indien: Tholu Bommalata
Tanz der Lederpuppen
1993-96, Farbe, 72 Min.
Regie und Produktion der Aufzeichnung: Werner Nekes
Einführung: Ulrich Knuth
Nimmalakunta Puppet Group: Dalavai Anjanappa, Dalavai Ramayya, Dalavai Ramadasu, Aivet Keshva, Vanarchu Kondappa, Sindke Bulamma, Dalavai Ananthamma.
Tholu Bommalata ist in Andhra Pradesh beheimatet, einem Bundesstaat im Südosten Indiens In einem kleinen Dorf leben zwölf Familien traditioneller Schattentheaterspieler, die letzten professionellen Künstler dieses Genres. Die Kunst der tanzenden Lederpuppen existiert in Andhra Pradesh seit dem 3. Jh. v. Chr. Ursprünglich war Tholu Bommalata eng mit dem Shiva-Kult verknüpft. Zum Frühlingsfest, dem Geburtstag Shivas, liess man häufig neun Nächte hintereinander, von der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang, die Schatten auf der Leinwand tanzen.
Sundara Kanda (Hanumans Sprung nach Sri Lanka)
Das Stück entstammt dem fünften Buch des Ramayana-Epos, das die Anstrengungen beschreibt, die Sugriva, der Affenkönig, und sein Gefolge unternehmen, um Sita ihren Entführern zu entreißen. Rama mahnt Sugriva, sein Versprechen einzulösen und bei der Suche nach der entführten Sita mitzuhelfen. Hanuman, der oberste Minister des Affenkönigs, erfährt nach langer Suche, dass Ravana sie auf der Insel Lanka gefangen hält. Auf seinen Schwingen trägt Sampati, der Bruder des Adlerkönigs, Hanuman über das Meer. Dieser findet Sita bewacht von Dämonen. Er wird Zeuge, wie Ravana versucht, Sita zu verführen. Doch Sita hält der Bedrängnis stand. In einem unbeobachteten Moment überbringt Hanuman ihr den Siegelring Ramas. Kurz darauf wird er von den Wächtern des Gartens gefasst und vor den Dämonenkönig Ravana geschleppt. Dieser beschließt, dass Hanuman, der Affe, bestraft werden solle, indem man seinen Schwanz anzünde. Mit brennendem Schwanz entkommt Hanuman, verwüstet Ravanas Stadt und kehrt zurück aufs Festland. Daraufhin bereiten Rama und Sugriva ihre Armeen auf die letzte große Schlacht gegen Ravana vor. Sie töten ihn und bringen Sita zurück.
Den Abschluss der Vorstellung bildet Kille Kithraga, ein kurzes, freches, komödiantisch-erotisches Stück, das nicht im Zusammenhang mit den religiösen Epen steht. Seine Wurzeln reichen bis in die Zeiten vor dem Ramayana zurück. Früher wurden solche Stücke aus dem Alltagsleben am Ende der Vorstellungen gespielt. Heute gehört das Kille Kithraga wegen seines eindeutig erotischen Inhalts nicht mehr zum Repertoire des Tholu Bommalata.
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