Schattentheater VIII. Türkei: Karagöz

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Die Stücke des türkischen Schattentheater 

Ferhat ve Sirin (Ferhat und Sirin)

Das Stück ist eine Adaption des gleichnamigen großen orientalischen Liebesepos.
Statt der Häuser von Karagöz und Hacivat sind diesmal ein Schloß und ein Berg auf der Bühne aufgebaut. Karagöz beklagt sich, daß Hacivat auf seiner Seite ein Schloß gebaut und den Schutt auf Karagöz' Seite gelagert habe. Hacivat seinerseits beginnt, ohne die Zwischenfragen des alles mißverstehenden Karagöz zu beachten, die Vorgeschichte zu erzählen, die zu dem Schloß und dem Berg gehört.

Durch die Hilfe eines heiligen Greises bekommen der reiche Kaufmann Harun und seine Frau, die kinderlos waren, ein Mädchen, dem sie den Namen Sirin geben. Als das Mädchen größer geworden ist, stickt es auf seinem Stickrahmen ein Schlößchen, das auf ihren Wunsch hin der Vater in genau dieser Form bauen läßt. Für die Ausmalung des Schlößchens wird Ferhat bestellt. Bei der Ortsbesichtigung verlieben sich Ferhat und Sirin heftig ineinander. Auf Hacivats Stichwort treten nun die beiden auf.
Ferhat beauftragt Hacivat, für ihn um Sirins Hand zu bitten. Als dieser bei Sirins Mutter vorspricht, ist sie beim ersten Mal sehr abweisend. Beim zweiten Mal jedoch zeigt sie sich zugänglicher: Sie würde ihm Sirin zur Frau geben, wenn er es fertigbrächte, den Berg Elma Dag zu durchbohren und so der Stadt Wasser von dessen anderer Seite zu verschaffen. Karagöz erhält den Auftrag, Ferhat ein mächtiges Werkzeug für diese nahezu übermenschliche Arbeit anzufertigen, doch dies gelingt ihm nicht und er übergibt Ferhat seine alte Hacke. Mit Karagöz' Hilfe jedoch schafft es Ferhat, den Berg zu durchstoßen.

Sirins Mutter nun schickt dem Ferhat eine alte Hexe mit der Botschaft, daß Sirin tot sei. Er aber erschlägt sie und nun ist der Weg frei für die beiden Liebenden.


Cazular (Die Hexen)

Zwei sich liebende Hexenkinder geraten in einen großen Streit. Ein jedes bedroht das andere mit den Hexenkünsten seiner Mutter. Das Mädchen bittet seine Mutter, den Jüngling zu verhexen. Sie verwandelt ihn in ein Wesen mit Menschenleib und Gänsekopf. Karagöz hält den Jüngling für eine Wildgans und will sie erschießen. Hacivat warnt ihn davor, er dürfe sich nicht an einem Hexensohn vergreifen. Nun erscheint wieder das Mädchen und hat, entstellt wie er ist, Mitleid mit ihrem Geliebten; sie bittet ihre Mutter, ihn wieder zurückzuverwandeln, was auch passiert. Jetzt tritt aber die Mutter des Jünglings auf den Plan und verwandelt das Mädchen in ein Wesen mit Eselskopf. Wieder tritt Karagöz auf und beginnt, auf dem Esel zu reiten. Hacivat warnt ihn erneut vor dem möglichen Zorn der Hexenmütter. Schließlich zerrt Karagöz' Frau ihren Ehemann fort.

Nun wiederum dauert den Jüngling das Mädchen und er läßt es von seiner Mutter wieder zurückverwandeln. Das junge Paar beschließt, Karagöz für seinen Frevel zu bestrafen. Er wird in einen Esel verwandelt. Er bittet den herbeigeeilten Hacivat, ihn mit einem Spruch von dem Zauber zu erlösen. Die Wirkung des Zauberspruchs ist nun aber an die Bedingung geknüpft, daß Karagöz einzig und allein "Amen" sagen darf, sonst schlägt der Zauber auf den Beschwörer zurück. Karagöz geling es natürlich nicht, sich daran zu halten, und so wird Hacivat in einen Ziegenbock verwandelt. Nun stehen sie beide da und jeder rühmt sich vor dem anderen, immerhin das erträglichere Los gezogen zu haben. Schließlich spricht Hacivat den Zauberspruch noch einmal und es gelingt ihm, sich und seinen Freund von dem Zauber zu befreien.


Der Schattenspieler (Karagözcü, Hayali), Metin Özlen,

1940 in Istanbul geboren, als Schattenspieler unter dem Namen "Hayali Safderi" (reines Leder) auftretend, hat das Handwerk von seinem Großvater Hayri Bey gelernt, der auch ein Karagözspieler war. Er hat lange als Zeichner und Karikaturist gearbeitet, jetzt stellt er sein bildnerisches Talent fast ausschließlich in den Dienst der Figurenherstellung und gilt heute als einer der besten türkischen Figurenschneider. Im Karagöz-Wettbewerb des türkischen Kultusministeriums 1976 wurde ihm der erste Preis zugesprochen. In den letzten Jahren hat er oft sein Land und seine Kunst in kulturellen Missionen im Ausland vertreten: 1979 in London, 1981 in den USA und in England, 1986 in Frankreich und in Tokio, 1987 wiederum in den USA und in Leverkusen, 1990 und 1991 wieder in Paris.

Spieler: Metin Özlen
Sinasi Celikkol
Betreuung: Merlyn Solakhan
Manfred Blank
Handzettel: Merlyn Solakhan
 
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