Uliisses

Ein ungewöhnliches bisweilen verwirrendes Vergnügen

Von Dublin ins Ruhrgebiet, von einem Kino-Ort namens Casablanca zu einer auch nicht wirklichen Stadt namens Poona, führt die bizarrste Kino-Reise der letzten Jahre. Wir begegnen Groucho Marx und Helmut Schmidt, wir treffen das versprengte Personal aus der "Odyssee" des Homer, aus dem "Ulysses" von James Joyce und aus Neil Orams experimentellem Theaterstück "The Warp". Diese Schichten überlagern, durchdringen einander in einem komplexen Prozeß.

 

Uliisses

Aber "Uliisses" (Uli is' es: Uli, der Kohlenpott-Photograph, der Enkel von Leopold Bloom) erweist sich auch als Schelmenstück, als erotisches Abenteuer. Dietrich Kuhlbrodt, der beste Kenner der von Filmförderung und Verleih schnöde im Stich gelassenen deutschen Avantgarde-Film-Szene, merkt zu "Uliisses" an: "Gegenstand der Odyssee ist die Bildsprache selbst: das Sehenlernen und das Sehenwollen. Das geht von der kinematographischen Archäologie zur spielerischen Innovation der letzten Art". Werner Nekes, ein großer Zauberer und Erfinder, der in seiner Werkstatt in Mülheim an der Ruhr immer neue Maschinen und optische Tricks ersinnt, arbeitet mit Phosphor-Staub, Laser-Strahl und computergesteuerten Bildschaltungen: "die Welt als kinematographisches Vexierbild" (Nekes). Es gibt keine einzige filmische Technik, die in diesem Film nicht vorkäme. Man muß nicht nur sehr genau hinschauen, sondern auch mehrere Male. Das Kino, sagte Nekes jüngst in Cannes, sei vielleicht nicht mehr das richtige Medium für "Uliisses". Die Feinheiten erschließen sich erst beim wiederholten Betrachten einer Bildplatte oder Video-Kassette (letztere kann man, in allen gängigen Formaten, in einer limitierten, signierten Edition beim Künstler für 300 Mark bestellen: Kassenberg 34, 4330 Mülheim/Ruhr). Ein ungewöhnliches, bisweilen verwirrendes Vergnügen bleibt "Uliisses" indessen auch auf der Leinwand." (Hans-Christoph Blumenberg, DIE ZEIT, 27. Mai 1983; Filmtip: Hervorragend).

zurück...