Kelek

Bislang gab es nur Filme zum Zuschauen. Obwohl das kontemplative Kino, die Filme in einer einzigen langen Einstellung, die Zuschauhaltung aufgeweicht haben, gab es doch noch keinen Film, dem es so ausschließlich um das Sehen ging. Nekes' eigene frühere Filme, etwa die Gurtrugs oder Muhkuh, oder Mommartz' Eisenbahn, waren noch viel zu fasziniert von sich selbst, um erkennen lassen zu können, wohin sie führten: zu der Identifikation von Filmemacher und Zuschauer auf der Ebene des Voyeurs. Da gibt es nur ein paar ungeschickte Vorläufer, jene Pornofilme, wo sich hinter einer Schlüssellochmaske aufregend Verbotenes ereignet. Und diesen kleinen sagenhaften Film von Kurt Kren, tv, mit dem niemand etwas anfangen konnte, weil dieser Film hartnäckig jedes Indiz verbarg, daß er Sehen zeigte, daß man nichts Anderem mehr zuschauen konnte als dem Sehen. Außerdem war tv ein Experiment. Kelek ist kein Experiment. Kelek ist ein Ergebnis. Er zeigt aufregend Erlaubtes: Sehen.Die Filmkritiker werden arbeitslos. Sie müssen nicht mehr ins Kino gehen. Sie dürfen nur noch in Parks spazieren, sich beim Gehen auf die Schuhspitzen und Kanaldeckel schauen, vögeln, und wenn sie in eine Vorstadtstraße einbiegen, langsam die Augen auf- und zuschlagen.

That's movie.

Kelek ist ein gleichmäßiger Film. Es gibt nicht mehr: an dieser einen Stelle ... oder bei dieser Szene ... Kelek ist ein Film, der sich ausschließlich auf einer Ebene bewegt, der Ebene des Sehens.

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All dies heißt, daß Filme sich an die Oberfläche der Dinge klammern . . . Vielleicht führt der Weg heute vom Körperlichen, und durch es hindurch, zum Spirituellen? ... (Kracauer).

Kelek ist eine unglaublich physische Angelegenheit. (Wim Wenders, Filmkritik, 2/1969, S. 113).

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