Handschattenkunst mit Prasanna Rao - Indien

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Prasanna Rao wurde 1920 als eines von fünf Kindern einer wohlhabenden Familie in Südindien geboren. Eine Tradition des Handschattenspiels existierte nicht, der Vater war Arzt. Schon mit zehn Jahren gab er seine erste Vorführung - zum Schrecken des Vaters. Rao arbeitete zunächst von 1940 bis 1956 als Lehrer in einer Kunstschule, bevor er endgültig zur Bühne wechselte. In seinem Kunststudium, das er unter anderem mit Satyajit Ray, einem der bedeutendsten indischen Filmregisseure, durchführte, lernte er die Handschattenkunst als eigene selbständige Kunst des Spiels mit Licht und Schatten zu begreifen. Er ist einer der wenigen großen Handschattenspieler, dem es gelingt, mit seinen Haaren, seinen Schultern und Händen den Tempel Taj Mahal auf die Leinwand zu zaubern.

Seine Kunst zeichnet sich bezonders dadurch aus, daß es ihm möglich ist, sowohl mit schwarzen Schatten als auch mit weißen Schatten Figuren darzustellen. In die Entwicklung einer einzigen Figur investiert er oft mehrere Monate intensivster Arbeit. Die weißen Schatten, Negativschatten, erinnern an die Technik der Megalographie, einer Projektionskunst, die in Europa zwischen 1800 und 1850 ihre Blütezeit hatte. Es handelt sich hierbei um negativ aus Papier ausgeschnittene Silhouetten, die in der Projektion auf der Leinwand ein positives Bild hervorzaubern. Nach unserm Wissen ist Pasanna Rao der einzige Handschattenspieler, der auch die hohe Kunst der Negativschatten beherrscht. Seine zwei Hände nennt er Dr. Heej und Dr. Beej, und mit ihnen formt er geradezu unglaubliche Bilder, die von Hunden und schwimmenden Krokodilen bis zum Profil de Gaulles oder ganzen Geschichten, wie der Fabel vom Hasen und der Schildkröte reichen.

Prasanna Raos Karriere begann als Leibschattenspieler des Maharadschas von Jaipur, für den er zum Beispiel bei Tempelfesten in Indien Vorführungen gab. Er hat Tourneen durch Europa, Australien, Amerika und Asien gemacht und trat mit großem Erfolg bei Flic-Flac und in André Hellers Wintergarten auf.

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