SCHATTENTHEATER DER WELT
vhs 022

TÜRKEI: Karagöz Orhan Kurth

1993-96, Farbe, 56 Min.
Regie und Produktion der Aufzeichnung:
Werner Nekes
Einführung: Merlyn Solakhan und Manfred Blank
Spieler: Orhan Kurth, Hayret Kurth
Musiker: Sedat Sendogan, Enis Hatipoglu, Ali Güç

Im 16. Jh. wurde das Schattentheater in der Türkei bekannt und beliebt. Sultan Soliman ließ bei den Beschneidungsfeierlichkeiten für seine Söhne in den Jahren 1530 und 1539 Karagöz-Spiele aufführen. Zahlreiche Quellen aus dem 17. und 18 Jh. erzählen von berühmten Spielern, die zur Freude ihres Sultans Vorstellungen gaben. Das Schattenspiel war sowohl am Hofe des Sultans als auch auf der Straße eine beliebte Form der Unterhaltung. Die überlieferten Stücke bestehen aus einer Anzahl von Episoden, in denen Karagöz ( “Schwarzauge”) und Hacivat die Hauptrollen spielen. Es sind tradierte Stoffe, die aktualisierende Improvisationen zulassen. Die dargestellten Ereignisse beziehen sich auf das Leben des einfachen Volkes und das bunte städtische Milieu mit Angehörigen der verschiedensten Völker. Der Kleinbürger Karagöz ist der typische arme und derbe, ungebildete und manchmal obszöne Mann aus dem Volke, der immer den Schaden hat und sich durchs Leben zu schlagen versucht. Sein Gegenspieler Hacivat, ein angesehener Bürger und gebildeter Menschen spricht überkorrektes Osmanisch. Die Komik der Stücke beruht auf Wortspielen und Mißverständnissen.

Kanli Nigár (Die blutige Nigár)
Kanli Nigár macht ihrem Liebhaber Çelebi eine Szene: er vernachlässige sie und sei nicht zum Rendezvous erschienen. Sie beschuldigt ihn, ein Verhältnis mit der Kurtisane Salkim Inci zu haben. Als beide Frauen sich treffen, sind sie sich schnell einig, daß Çelebi ein Hallodri sei und verprügeln ihn. Eine eigentlich als Schiedsrichterin herbeigerufene Nachbarin, Dimyat Pirinci, beansprucht Çelebi für sich, ebenso wie die als zweite Richterin berufene Frau von Karagöz. Daraufhin verprügeln die sich streitenden Frauen Çelebi, ziehen ihn nackt aus und werfen ihn auf die Straße. Karagöz, der ihm seine Kleider für ein Goldstück und eine goldene Uhr aus dem Haus holen soll, ergeht es nicht anders. Das gleiche Schicksal erleiden auch Hacivat, der Trunkenbold Sarhos, ein Araber und der Zwerg Beherui. Erst dem gefürchteten Zeybek bezeugen die Frauen Respekt und geben ihm die Kleider der Nackten heraus.