ZU GAST BEI WERNER NEKES
vhs 011

ZU GAST BEI WERNER NEKES

1989, Farbe, 45 Min.
Ein Film von Frank Speelmans
Kamera und Produktion:
Serge Roman

Das dritte Bild im Kopf, das dritte Kino

"Was wir optische Täuschung nennen, ist für Werner Nekes Erforschung des Sehens.
Was für uns Trick, Spielerei, Zauberei ist, ist für ihn Wissenschaft.
Nekes ist gewiß selbst ein Spieler, aber er meint es vollkommen ernst dabei.
Alle seine Filme, von Start bis Johnny Flash, von Kelek bis Mirador - und keiner davon ist wie ein anderer davor - sind Auseinandersetzungen mit dem Sehen und den Apparaturen, mit dem Optischen und der Optik, und man kann im Grunde nie sagen, was zuerst da war, die Lust neue Seherfahrungen zu machen und zu vermitteln und dazu die ensprechenden notwendigen Techniken zu enwickeln, oder die geradezu obsessive Tüftelei an den Apparaten, die Erfindung und der Bau technischen Geräts, um Bilder und Bildeffekte allererst herzustellen.

Revolution des Sehens

Vielleicht ist dieser so ernsthaft und humorlos wirkende Mann ein Polyhistor nicht nur des Kinos, sondern auch der Malerei, der Literatur, der Musik und Kulturgeschichten, vielleicht ist er selbst ein Schelm in all der Verbissenheit, mit der er sein Produzent und Verleiher und Promotor sein muß. Das hat seine bisher rund vierzig Filme, zwischen acht und vierundneunzig Minuten lang, überhaupt erst zustande gebracht. Kaum einer von ihnen erzählt eine 'Geschichte'- allenfals gibt es gebrochene Strukturen von 'Geschichten'-, sondern sie erzählen das, was man sieht:
Doppel- und Mehrfachbelichtung, Negativbilder, Bildsprünge, Bildüberlagerungen, variierte Aufnahmegeschwindigkeit, extreme Aufnahmeperspektiven. Der Gegenstand dieser Filme ist die Bildsprache selbst.
Der Polyhistor Nekes ist ein Polyvisionär, und was er seit zwanzig Jahren mit unverminderter Energie und stiller Zähigkeit betreibt, ist nichts weniger als die Revolution des Sehens.
Peter W. Jansen, Baseler Zeitung, 5.12.1986