Schattenbälle

Auch Schattenkugeln oder *Wärmekugeln genannt. Kugeln, deren Oberfläche mit geometrisch ausgestanzten Mustern verziert ist, die im Inneren eine Lichtquelle in einer cardanischen Hängung tragen und somit auch beim Rollen abstrakte Schattenbilder an die Wand werfen können.
Die Cardanaufhängung mit einer verschieden großen Anzahl von Schweberingen dient dazu, einer kleinen Öllampe die waagerechte Lage zu sichern. Die Öffnungen der ausgestanzten Oberfläche unterstützen die Luftzufuhr für die Flamme. In Europa fand um 1700 dieses nach asiatischem Vorbild hergestellte Objekt vornehmlich als 'Wärmeapfel‘ für die kalte Jahreszeit Verbreitung.

Schattenfiguren

Schwarze oder farbige, handgeführte Figuren aus Tierhäuten, die für die Aufführungen des *Schattentheaters eingesetzt werden.
Die Schattenfiguren werden von einer Öllampe auf einen Wandschirm projiziert. Hinter dem Schirm befindliche Akteure bewegen diese mit einem, zwei oder mehreren dünnen, am Körper befestigten Stäben. Die Figuren werden aus Tierhäuten gearbeitet, die in einem mehrwöchigen Prozeß aus Trocknen, Schleifen und Schaben vorbereitet werden. Je nach Herkunftsland werden sie mit feinen Perforierungen versehen, die der Verzierung von Kleidung, Schmuck und Haartracht dienen. Unabhängig davon, ob die Figuren transparent sind, wie z.B. in Indien oder der Türkei, oder opak, wie auf Java und Bali, werden die Häute eingefärbt oder bemalt. Form und Farbe lassen Rückschlüsse auf den Charakter der jeweiligen Figur zu.
Schattentheater Das Spiel mit handgeführten *Schattenfiguren vor einer beleuchteten Leinwand.
Das Schattentheater entwickelte sich - als eine der ältesten dramatischen Kunstformen - in China schon im 2. Jahrhundert v.Chr. Es setzte sich zuerst im asiatischen Raum durch (Indien, Indonesien, Thailand), um dann über Persien, Ägypten, die Türkei und Griechenland seinen Weg nach Westeuropa zu finden, wo es sich unter dem Begriff *Ombres Chinoises verbreitete. In Westeuropa spielte man Schattentheater jedoch nicht mit fein gearbeiteten, bunten Figuren wie in Asien, sondern mit vereinfachten schwarzen *Silhouetten. Die Entstehung des Schattenspiels in China wird mit einer Legende vom Kaiser Wu-Di, Herrscher der Han-Dynastie (141-87 v.Chr.) erklärt: Dieser sei nach dem Tod seiner Lieblingskonkubine in tiefe Trauer versunken und habe die Verstorbene von einem Magier aus der Unterwelt zurückrufen lassen. Ihre lebensgleiche Gestalt sei bei Kerzenlicht hinter einem Vorhang erschienen. Der belegbare Beginn des Schattenspiels in China fällt um das Jahr 1000. Bewegliche Figuren, aus Pergament geschnitten, wurden farbig transparent bemalt und hinter einem von hinten mit Öllicht beleuchteten Papier- oder Stoffschirm gespielt. Der Zuschauer sah auf der Vorderseite das farbige Durchscheinbild der Figuren, also farbige Schatten.
Das Schattenspiel diente ursprünglich zur Illustration auf verschiedenste Weise vorgetragener epischer Texte: als Gesang in China, als Erzählung in Indien (wo Vorführungen des berühmten Epos Ramayana bis zu 14 Tagen dauerten), in Dialogform später in der Türkei. Während in Thailand das Schattenspiel mit unbeweglichen Bildtafeln sich als eine Form des höfischen Theaters durchsetzte, das sich in enger Beziehung zum Tanzdrama entwickelte, ist das türkische Schattentheater seit dem 16. Jahrhundert eine beliebte Unterhaltung nicht nur bei Hofe, sondern auch zur Belustigung des einfachen Volkes: Die Hauptrolle spielt Karagöz, ein armer, derber und ungebildeter Mann, der sich einigermaßen durch die Welt zu schlagen versucht. Er war auch das Vorbild für das erst im 19. Jahrhundert in Griechenland aufkommende Schattenspiel Karagiossis, das als die 'westlichste‘ Prägung dieses Genres zu betrachten ist und inhaltlich auch gesellschaftskritischer ist als alle anderen. Zweck und Funktion des Schattenspiels war meist die Erziehung des Publikums, so auch auf Bali, wo Wayang Kulit, wie es dort genannt wird, bis heute, mehr als anderswo, nach streng festgelegten Regeln und meist zu religiösen Ereignissen aufgeführt wird.
Schnellseher Auch Tachyskop genannt. Betrachtungsgerät für photographisch aufgenommene Reihenbilder.
Inspiriert durch die Aufnahmen von Eadweard Muybridge (1830-1904), entwickelte Ottomar Anschütz (1846-1904) in Lissa ebenfalls photographische Moment- und Reihenbilder mit kurzen Belichtungszeiten zwischen 1/20 und 1/1000 Sekunde. 1883 konstruierte er einen Schlitzverschluß, der nicht wie üblich vor, sondern hinter das Objektiv gesetzt wurde, womit sehr kurze Belichtungszeiten möglich wurden. 1884 entstanden so Aufnahmen auf Glasplatten, die qualitativ hochwertiger waren als die von Marey und Muybridge. Anschließend konstruierte er für die Betrachtung seiner Reihenbilder einen Schnellseher. Dafür wurden die Aufnahmen auf einen Papierstreifen montiert, der im Zentrum mit Sehschlitzen versehen war. Dieser wurde in eine drehbareTrommel eingelegt. Später übertrug Anschütz die Phasenphotographien auf Glasplättchen, die am Rand einer senkrecht stehenden, um ihren Mittelpunkt kontinuierlich rotierenden Scheibe angebracht wurden. Die kurz aufleuchtenden Blitze der Geißlerschen Röhre, welche die Bilder durchleuchteten, ersparten der Bildmaschine den ruckweisen intermittierenden Transport der Bilder. Diesen elektrischen Schnellseher, auch Tachyskop genannt, produzierten Siemens & Halske ab 1891 in einer Serie von 78 Exemplaren. Er trägt auf einer Scheibe 18 bis 24 Diapositive von Serienphotographien. Schon 1894 gab es eine Methode, die Bilder des Elektrotachyskops auch zu projizieren.
Schusterkugel Eine mit Wasser gefüllte Glaskugel, die, vergleichbar einer bikonvexen *Linse, gebündeltes Licht fokussiert und projiziert.
Der erste, der eine Schusterkugel ins Sonnenlicht stellte, war vermutlich um 1300 der deutsche Mönch Dietrich (Theoderich) von Freiberg, der die Frage untersuchte, ob der Regenbogen aufgrund einer Lichtbrechung oder einer Reflexion entsteht. Dafür beobachtete er den Gang der Lichtstrahlen in verschiedenen Glaskugeln. Auf diese Weise soll er den ersten künstlich erzeugten Regenbogen gesehen haben. In einer seiner Zeichnungen führte er das Phänomen des Regenbogens auf doppelte Brechung und Reflexion der Sonnenstrahlen in den kugelförmigen Wassertropfen der Atmosphäre zurück. So konnte er beweisen, daß Wassertropfen das Sonnenlicht durchlassen. Der französische Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596-1650) experimentierte ebenfalls mit einer runden, wassergefüllten Flasche und konnte die Ablenkungswinkel der Strahlen berechnen. Robert Hooke setzte sie 1665 zur Beleuchtung mikroskopischer Präparate ein.

Scioptikon

[gr.: skia = Schatten; opsis = Blick, Bild]
Projektionsgerät, das neben den *Laternenbildern Gegenstände und aufgrund eines Oxyhydrogenbrenners auch heller projizieren konnte.
Es gilt als hochentwickelte, populäre Version einer *Laterna magica, 1869 gebaut von Lorenzo J. Marcy in Philadelphia. Das Gerät war mit zwei Kammern ausgestattet, eine für die Öllampe, die andere für die Flamme. Eine doppelte Flamme erzeugte ein kraftvolles Licht. Bald wurden jedoch statt der Öllampen die effizienteren *Kalklicht-Brenner eingesetzt. Farblose *Linsen bewirkten ein klar definiertes Bild, besonders geeignet für die *Projektion photographischer, auf Glasplatten fixierter Bilder, die ab 1870 die Tradition der *Laterna magica-Projektionen fortsetzten. Das Sciopticon wurde 1873 von Walter Woodbury in England eingeführt. 1879 wurde es von George Albert Smith (1864-1959) mit einer neuen Paraffinlampe ausgestattet. In Deutschland und Österreich bezeichnete der Begriff Scioptikon allgemein Projektionsapparate.
Scopitone Filmbox.
1958 entwickelte die französische Firma Cameca die Scopitone, eine Filmbox als Pendant zur Schallplatten-Juke-Box, aufgestellt in Bars und Clubs. Die Betrachter konnten gegen Münzeinwurf einen von 36 Filmen in 16mm-Magnetton auswählen. Die Filme hatten eine maximale Länge von sechs Minuten und wurden über Spiegel auf einen fernsehähnlichen Bildschirm projiziert. Es handelte sich um die ersten, teilweise noch zaghaften Versuche, eine Ästhetik der spezifischen Beziehung Bild/Musik zu entwickeln, die letztlich in die spätere Musikvideoclip-Kultur mündete. Verbreitung fand die Scopitone hauptsächlich in Frankreich, in den Mittelmeerländern und den USA.
Scotophorus Dunkelheitsträger. Von Johann Heinrich Schulze anstatt des gesuchten *Phosphorus entdeckt.
Bei seinen Versuchen 1727, Phosphorus herzustellen, wofür Scheidewasser mit Kreide gesättigt werden mußte, wollte der Naturwissenschaftler Schulze (1687-1744) die Wirkung unter Zusatz von Silber untersuchen. Zufällig nahm er diese Arbeit an einem Fenster vor und bemerkte, wie sich die Oberfläche des dem Licht zugewandten Teils des kreidigen Bodensatzes dunkel färbte, während die dem Licht abgewandte Seite unverändert blieb. Schulze verfolgte diese Erscheinung weiter und wurde dadurch der Entdecker der Lichtempfindlichkeit der Silbersalze. Um sich dieses Phänomens zu vergewissern, befestigte er einen Bindfaden an der Wand einer mit Silberschlamm gefüllten Flasche und konnte feststellen, daß jene Stellen, von welchen der Faden das Licht abhielt, weiß geblieben waren. Er klebte ferner Papierschablonen auf das Glas, in welche Worte ausgeschnitten waren. Es dauerte nicht lange, bis sich im Sonnenlicht jene Stellen, die nicht gegen Licht geschützt waren, dunkel färbten und sich die Worte genau im Bodensatz abzeichneten. Durch bloßes Aufschütteln desselben verschwand die durch Licht hervorgerufene Schrift wieder vollständig, und die lichtempfindliche Masse war zu einem neuen Lichteindruck bereit.
Serpentintanz Auch Skirt dance genannt. Tanzvorführung mit Bühnenprojektion.
Die Tänzerin Loïe Fuller war um 1895/96 das Tagesgespräch der Theater- und Tanzkritiker in der ganzen Welt. Sie trat in ein langes, faltenreiches weißes Gewand gehüllt auf. In den längsten Teilen des Stoffes waren Stöcke eingenäht; diese ergriff die Tänzerin und führte sie während des Tanzes in bogenförmigen Bewegungen nach oben, wodurch das Gewand einen riesigen Umfang annahm. Die Vorführung fand in einem gänzlich verdunkelten Theaterraum statt. Loïe Fuller stand auf einer in den Bühnenboden eingelassenen Glasscheibe. Unter dieser war ein erster Projektor installiert, der die Tänzerin von unten mit Licht überflutete. Vier weitere Lichtprojektoren strahlten sie von beiden Seiten an. Jedem dieser Projektoren war eine mit mehreren Löchern versehene Scheibe vorgesetzt. Während eine Aussparung dem weißen Licht vorbehalten war, waren die restlichen mit farbigen Gelatinefolien versehen. Durch Rotieren der Scheibe konnten die farbigen Lichtreflexe geändert werden, was die Wirkung des schnellen Tanzes noch erhöhte. Zu dieser Licht-Tanz-Performance gehörte auch eine vor der Bühne befindliche *Laterna Magica, mittels derer *Laternenbilder auf das Gewand der Künstlerin - hier als Projektionsfläche genutzt - projiziert wurden. Zahlreiche Tänzerinnen bemühten sich, die Schleiertänze ihres großen Vorbilds nachzuahmen. Die Pioniere der *Kinematographie – Edison, Lumière, Messter und Skladanowsky – hielten die reizvolle Bewegung des Serpentintanzes kinematographisch fest.
Silhouettes à l’Anglaise Mechanisch - mit dem *Physionotrace - hergestellte Schattenporträts.
Die ersten Schattenporträts in England tauchten zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf. 1775 fand eine Scherenkünstlerin namens Mrs. Harrington Erwähnung. Zwischen 1770 und 1790 entstand eine erste klassische Periode mit Künstlern wie Miers, Rosenberg und Mrs. Beetham. Danach war die Kunst des Scherenschnittes in England rückläufig, bis sie etwa 1820 durch Augustin Edouart und Hubert einen zweiten und letzten Höhepunkt erreichte. Die englischen Silhouetten zeichneten sich durch klare Charakteristik, hervorragende Technik und originelle Einfälle aus. Bevorzugtes Motiv dieser Schattenbilder waren Szenen aus dem Familienleben, während, im Gegensatz zu deutschen, niederländischen oder Schweizer Scherenschnitten, Tiere selten und Bäume nie dargestellt wurden. Die präzise Konturierung und perfekte Technik der englischen Schattenporträts veranlaßten die *Physionotracisten, ihre mechanisch erzeugten Bilder, denen sie Frisuren und Kostüme einzeichneten, als Silhouettes à l’Anglaise zu bezeichnen.
Silhouetten [franz.: silhouette = Schattenbild, Umrißlinie]
Bezeichnung für die Wiedergabe eines Schattens, den ein Mensch in Profilstellung auf eine senkrechte Fläche wirft. Die Umrißzeichnungen werden entweder mit schwarzer Tusche ausgefüllt oder aus schwarzem Papier ausgeschnitten.
Der Ausdruck geht zurück auf den französischen Finanzminister Marquis Etienne de Silhouette (1709-1767), der sein Schloß Bry-sur-Marne nicht mit kostspieligen Miniaturporträts ausschmückte, sondern mit preiswerten und einfach herzustellenden Schattenbildnissen. Papierschnitte und *Schattenspiele sind in Europa ab dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts nachweisbar. Obwohl der Weiß-Schnitt bis heute in den Niederlanden Tradition hat, dominierte die schwarze Silhouette, die als Porträt- oder Bildnissilhouette in der Mitte des 18. Jahrhunderts von Frankreich aus Verbreitung fand und sich bald großer Beliebtheit erfreute. Fast in ganz Europa waren zur Zeit des Biedermeier Scherenschneiden und Schattenspiele vor allem mit Hilfe der zahllos vertriebenen Ausschneidebögen eine kurzweilige häusliche Beschäftigung. In Deutschland war das Schneiden von Porträtsilhouetten zunächst an den Fürstenhöfen, insbesondere in Darmstadt, Gotha und Weimar, später auch in bürgerlichen Kreisen sehr populär. In der deutschen Romantik entwickelt sich der Scherenschnitt wieder von der reinen Porträtsilhouette weg zur Genresilhouette. Im 19. Jahrhundert waren neben Porträtsilhouetten vor allem aus schwarzem Papier ausgeschnittene und auf hellem Grund aufgeklebte Genreszenen in Form von Scherenschnitten beliebt. Die ersten nachweisbaren Scherenschnittkünstler waren die Augsburgerin Susanna Mayr (1600-1674) und Rudolph Wilhelm von Stubenberg. Nur eine Anzahl kleiner, aus weißem Pergament geschnittener Werke von Stubenberg sind erhalten, aufbewahrt im Graphischen Kabinett des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Bildnerisch talentierte und geübte Silhouettenschneider wie Luise Duttenhofer (1776-1829) oder Philipp Otto Runge (1777-1810) schnitten kleinformatige Porträts freihändig und ohne Vorzeichnung mit einer spitzen Schere aus schwarzem Papier aus. Als herausragend gelten in Deutschland auch die Scherenschneider Karl Fröhlich (1821-1898) und Wilhelm Müller (1804-1865). Die meisten Künstler sowie die gewerbsmäßigen Hersteller von Schattenrissen bedienen sich zweier Hilfsmittel. So können auf dem sogenannten Silhouettierstuhl die Umrisse des Porträts in Originalgröße abgenommen werden. Anstatt einer Armlehne sind diese Stühle mit einem Rahmen zum Einspannen von Papier versehen. In dem verdunkelten Raum wird in einiger Entfernung vom Silhouettierstuhl eine Kerze aufgestellt, wodurch sich das Profil des Sitzenden auf dem eingespannten Papier scharf abzeichnet und nachgezogen werden kann. Die so hergestellte Silhouette kann mit Hilfe eines Storchschnabels, auch *Pantograph genannt, proportional auf handliches Format verkleinert werden.
Skeleton-Leaves [engl.: skelet = Skelett; leaves = Blätter]
Silhouettenbilder in skelettierten Laubblättern.
Die Kunst, grüne Blätter in spitzenartige Skelette zu verwandeln, stammt aus China und wurde um 1800 von Seeleuten als Souvenir nach Europa gebracht. Die Herstellung erfolgte nach folgender Methode: Dicke, geäderte Blätter wurden zunächst mit zwei gehäuften Eßlöffeln Waschsoda gekocht. Dann ließ man sie für zwei Stunden ziehen. Anschließend legte man sie auf eine weiße Platte und schabte mit einer alten, weichen Zahnbürste vorsichtig das grüne Blattfleisch ab. Dabei benetzte man die Blätter häufig mit Wasser, um sie dann über Nacht trocknen zu lassen.
Sonnenmikroskop *Mikroskop, das nur mit Sonnenlicht verwendbar ist.
Athanasius Kircher (1602-1680) beschrieb erstmals 1646 die *Projektion kleiner Insekten unter Benutzung der Sonne als Lichtquelle, während Charles François Milliet Dechales (1621-1678), Robert Hooke (1653-1703), Johann Zahn (1641-1707) und Samuel Reyher (1635-1714) ähnliche Projektionen im 17. Jahrhundert erwähnten. 1740 fügte John Cuff (1708-1772) der einfachen Projektion einen Spiegel hinzu (1740) und produzierte das erste vollständige Sonnenmikroskop, das schnell populär wurde. Andere, wie etwa Leonard Euler (1707-1783), beschrieben im 18. Jahrhundert Sonnenmikroskope zur Projektion opaker Objekte. Handliche Exemplare wurden von Georg Friedrich Brander (1713-1783) in Augsburg, George Adams (gest. 1772) und Benjamin Martin (1704-1782) in London hergestellt und vertrieben.
Spatiograph [lat.: spatium = Raum; graphein = schreiben, zeichnen]
Raumschreiber. Auch *Optischer Obelisk genannt.
Spiegel [lat.: speculum = Spiegel(bild)]
Vorrichtung, die auffallendes Licht entsprechend dem Reflexionsgesetz zurückwirft und daher in vielen optischen Instrumenten eine wichtige Funktion erfüllt.
Die Wirkung beruht auf einer dünnen Spiegelschicht, meist aus Silber oder Aluminium, die auf die Vorder- oder Rückfläche einer sehr glatten, meist polierten Trägerfläche aufgebracht ist. Man unterscheidet ebene Spiegel (Planspiegel) und gekrümmte Spiegel; reflektieren letztere mit ihrer hohlen Seite das Licht, so werden sie als Brenn-, Sammel-, Hohl- oder Konkavspiegel bezeichnet. Nach außen gewölbte Spiegel nennt man Zerstreuungs-, Wölb- oder Konvexspiegel. Nach der Form der Flächenkrümmung unterscheidet man sphärische und asphärische Spiegel. Polierte Bronzeplatten gelten als die älteste Form des Spiegels. Spiegel aus geschliffenem Glas scheint es im ersten Jahrhundert v.Chr. schon in Ägypten gegeben zu haben. Gaius Plinius d. Ä. (23-79 n.Chr.) erwähnte in seiner Naturgeschichte gläserne Spiegel, die ihre Reflexionskraft von Zinn, Silber oder Gold als Unterlage bezogen. Jahrhundertelang machte man Spiegel aus geblasenen und aufgeschnittenen Glaskugeln. Nach dem Schleifen beschichtete man sie mit Zinnamalgam. Erst seit dem 17. Jahrhundert konnte man Flachglas auch gießen. Das flüssige Glas wurde auf eine Eisenplatte gegossen, mit einer Metallwalze geglättet und drei bis fünf Tage in einem Kühlofen abgekühlt. Neben dem Gußverfahren kam für die Herstellung von Tafelglas in großen Mengen zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Ziehverfahren auf, das die Glasherstellung bedeutend verbilligte.
Spiegelkabinett Ende des 16. Jahrhunderts war der Spiegel überall verbreitet. Die Erfindung des Kristallglases und die Herstellung von Spiegelglas durch Zylinderblasen revolutionierten das Spiegelhandwerk. Die Herstellung in großen Dimensionen veränderte die Funktion des Spiegels, der nun auch zu einem Teil der Inneneinrichtung avancierte. Vermutlich inspiriert durch die von Athanasius Kircher beschriebenen Spiegelguckkästen, begann man in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Spiegel in die Architektur einzubeziehen, etwa zur optischen Vergrößerung von Räumen. Berühmtestes Beispiel ist die Spiegelgalerie Ludwigs XIV. in Versailles. Das Spiegelkabinett war im Rokoko besonders beliebt, insbesondere in den bayerischen Barock- und Rokokoschlössern des 17. und 18. Jahrhunderts wie der Würzburger Residenz.
Spiegelprojektion Variation des einfachen *Schattenspiels, das mit Hilfe von Sonnenlicht oder künstlichem Licht vorgeführt wurde.
Um das Sonnenlicht gezielt auf die Projektionsfläche zu lenken, setzte man einen *Spiegel ein. Bald wurden die Bilder direkt auf einen konvexen oder flachen Spiegel gemalt und als *Schattenbilder gegen eine Wand projiziert. Alternativ dazu wurde eine künstliche Lichtquelle oder ein wassergefülltes Behältnis mit aufgemalten Buchstaben oder Bildern eingesetzt. Athanasius Kircher (1602-1680) verfeinerte beide Methoden, indem er eine bikonvexe *Linse einführte, die wie ein Objektiv wirkte und eine schärfere *Projektion erzeugte. Wie mit einer *Linse konnten auch mit einem konkaven Spiegel Buchstaben oder Bilder auf eine glatte Fläche projiziert werden. Während ein flacher Spiegel die Strahlen parallel reflektiert und ein nahezu gleich großes Bild erzeugt wie das gemalte, produziert der konvexe Spiegel ein vergrößertes Bild, eine bikonvexe Linse und eine künstliche Lichtquelle ergeben hingegen ein kleineres, aber schärferes Abbild. Sehr wahrscheinlich wurde die Spiegelprojektion auch von Porträt- oder Stillebenmalern als Hilfsmittel eingesetzt. Wird etwa im abgedunkelten Zimmer neben die Fensteröffnung ein Blatt Papier befestigt bildet sich in der Projektion des Hohlspiegels das im Sonnenschein befindliche Objekt kopfstehend auf dem Papier ab.
Spiegelschreibkunst Ein Verfahren, bei dem die zu projizierenden Buchstaben kopfstehend und seitenverkehrt auf einen ebenen oder einen Hohlspiegel gemalt wurden, den man gegen die Sonnenstrahlen gerichtet hielt, so daß er die Strahlen der Sonne durch eine zwischen Spiegel und der gegenüberliegenden weißen Wand gestellte Sammellinse hindurch reflektierte. Diese lange als Magie bezeichnete Kunst wurde ab 1589 eingehend von dem Neapolitaner Giovanni Battista della Porta (1535-1615) in dessen Büchern über die Geheimnisse der Natur Magiae naturalis sive de miraculis rerum naturalibus libri xx abgehandelt. Della Porta selbst übte sie aus, indem er Buchstaben, auf einen Hohlspiegel gemalt und gegen die Sonne gehalten, auf eine Wand projizierte. 1636 beschrieb der deutsche Mathematiker Daniel Schwenter (1585-1636) die Projektion von Spiegelschrift mit Hilfe eines Planspiegels und des Sonnenlichts und verwendete vermutlich als erster das Wort &Mac226;projizieren‘. Dieses Verfahren wurde auch von Athanasius Kircher (1602-1680), in Ars magna lucis et umbrae (1646) beschrieben. Als *Linse benutzte er ein wassergefülltes, kugelförmiges Glas, die *Schusterkugel. Da die Strahlen, die auf die mit Buchstaben geschwärzten Stellen des *Spiegels fielen, nicht reflektiert wurden, erschien die Schrift in lesbarer Form im Widerschein als verschwommenes *Schattenbild auf der Projektionswand.
Stanhopes Mikroskopisch verkleinerte, transparente Photographien auf einer Lupe, die in dekorative Gegenstände eingearbeitet wurden.
Diese 'photographischen Lupenbilder‘ wurden nach dem englischen Politiker und Wissenschaftler Charles Graf von Stanhope (1753-1816) benannt, dem einige nützliche technische Erfindungen und Verbesserungen (z.B. Buchdruckpresse, Stereotypie) zu verdanken sind, darunter auch die Stanhope-Lupe, ein 8mm langes Glasstäbchen, das ein konvex geschliffenes und ein flaches Ende aufweist. Auf der flachen Oberfläche plazierte Darstellungen von 3mm Durchmesser, die man durch das konvexe Ende und das Glasröhrchen hindurch betrachtet, können erstaunlich vergrößert wahrgenommen werden. Nach der Erfindung der Mikrophotographie durch John Benjamin Dancer um 1860 wurden die unter dem Namen Stanhopes in den Handel gekommenen photographischen Verkleinerungen auf Glasstäbchen meist in Schmuckgegenstände, Uhrschlüsseln, Federstielen usw. einmontiert. Der Pariser Photograph Dagron machte sich im deutsch-französischen Krieg die Mikrophotographie zunutze. Während der Belagerung von Paris stieg er 1870 aus der eingekesselten Stadt mit einer Montgolfiere auf, landete in Tours und richtete einen Depeschendienst mit Brieftauben ein. Die Nachrichten wurden auf große Papierbögen gedruckt. Von diesen bedruckten Flächen wurde ein scharfes Negativbild auf Glas aufgenommen und dieses wiederum mittels seines eigenen Verfahrens auf ein nur 6cm2 großes Gelatinehäutchen mikroskopisch-photographisch reduziert. Dann wurde es abgezogen, zusammengerollt und in einen Federkiel geschoben, den man zwischen den Flugfedern einer Taube befestigte. Die so hergestellten Depeschen sendete man von Tours nach Paris, wo sie mit Hilfe einer Lanterne photogénique von Louis Jules Dubosq (1817-1886) nochmals zwecks Entzifferung, bedeutend vergrößert an die Wand projiziert wurden.
Stereophotographie Mit zwei Photoapparaten gleichzeitig aufgenommenes Bild, wobei die Photoapparate um unseren Augenabstand versetzt sind.
Der englische Physiker Charles Wheatstone (1802-1875) erläuterte 1838 in einem Vortrag über die Physiologie des Sehens das Stereoskop, ein Gerät für die Betrachtung zweier, um den Augenabstand versetzter unterschiedlicher Einzelbilder oder Halbbilder. Diese stereoskopischen Bilder, auch Stereobilder genannt, werden zusammengefügt wahrgenommen und erzeugen einen räumlichen Eindruck. Damit funktioniert das Stereoskop nach den Grundsätzen der binokularen Wahrnehmung: Aufgrund ihrer unterschiedlichen Position gewinnen beide Augen leicht variierende Ansichten eines Gegenstandes, die das Gehirn wiederum zu einem – räumlichen – Bild zusammensetzt. Der Schotte Sir David Brewster (1781-1868) kombinierte 1844 die Prinzipien der Photographie und der Stereoskopie, ab 1850 wurde sein Parallaxenstereoskop mit zwei *Okularen serienmäßig hergestellt. Die dafür benötigten Stereophotos konnten mit einer speziellen Stereokamera oder aber mit jeder Einobjektivkamera nacheinander aufgenommen werden, wobei die Kamera für die zweite Aufnahme ein wenig seitlich verschoben werden mußte – und zwar normalerweise um 6,5cm, dem mittleren Pupillenabstand. Die ersten Stereophotographen bedienten sich eines Stativs mit waagerechtem Balken, an dem sie eine Kamera für die zwei Aufnahmen hin- und herschoben oder direkt zwei Kameras installierten. 1860 konstruierte Bertsch in Paris die erste Binokularkamera mit zwei, um 6,5cm versetzten Objektiven, den Vorläufer aller weiteren Stereokameras.
Stroboskop [gr.: stróbos = Wirbel; skôpeo = schauen, sehen]
Auch Kreisdrehseher oder Lebensrad genannt. Vorrichtung, mit der gezeichnete Phasenbilder in Form von Bewegungsbildern wahrgenommen werden können.
Der Wiener Vermessungsspezialist und Mathematikprofessor Simon Ritter von Stampfer (1792-1864) entwickelte um 1832 die stroboskopische Scheibe. Unabhängig von Joseph Antoine Ferdinand Plateaus (1801-1883) *Phenakistiskop machte er zur gleichen Zeit dieselbe Erfindung. Eine genaue Beschreibung steht in seiner am 7. Mai 1833 eingereichten Patentschrift: „Das Prinzip, auf welches sich diese Vorrichtung gründet, besteht darin, daß irgend ein Akt des Sehens, wodurch eine Vorstellung des Gesehenen erzeugt wird, in eine zweckmäßige Anzahl einzelner Momente geteilt wird, und diese dem Auge, mit einer großen Schnelligkeit aufeinanderfolgend, so vorgeführt werden, daß während des Wechsels der Bilder der Lichtstrahl unterbrochen wird und demnach das Auge von jedem einzelnen Bilde einen momentanen Eindruck erhält, wenn dasselbe in der gehörigen Lage sich befindet. Am einfachsten werden diese Bilder auf Pappe oder irgendeinem anderen zweckmäßigen Material gezeichnet, an deren Peripherie Löcher in gehöriger Anzahl die von der Zahl und Bewegung der Bilder abhängt, zum Durchsehen angebracht sind. Werden diese Scheiben einem Spiegel gegenüber schnell um ihre Achse gedreht, so zeigen sich dem Auge beim Durchsehen durch die Löcher die belebten Bilder im Spiegel." Für eine neue Konstruktion zur Veranschaulichung der stroboskopischen Täuschung ließ Stampfer den Spiegel weg, denn Bilder und Sehschlitze waren nun auf zwei verschiedenen Scheiben angebracht, die gegenläufig rotierten.