Kaiser-Panorama

Auch Rundlaufsichtgerät genannt. Form der *Stereobildpräsentation.
Dieses raumgreifende Betrachtungsgerät wurde eigens für eine großangelegte Präsentation von *Stereobildern konstruiert. Fünfzig handkolorierte Glas-Diapositive konnten darin transportiert werden. Um eine aus Holz gebaute Rotunde mit einem Durchmesser von 3,75m und einer Höhe von 2,40m konnten 25 Personen, bequem auf Stühlen sitzend, die Bildserien an sich vorbeiziehen lassen. Durch jeweils zwei Okulare blickte das Publikum auf die innen zu sehenden Glasstereos, die paarweise auf einem mit einem Triebwerk ausgerüsteten Zahnkranz montiert waren. Beleuchtet wurden die Glasdiapositive von hinten mit Petroleum, Gas oder auch elektrischem Licht. Nach einer Betrachtungszeit von einer halben Minute setzte sich der Bilderkranz, auf ein akustisches Signal hin wieder in Bewegung, und das jeweils nächste Motiv wanderte ins Blickfeld der Zuschauer. Dieses Unternehmen hatte der Physiker August Fuhrmann (1844-1925) erdacht, der in der Stereoskopie &Mac226;die Königin der Photographie‘ sah. Die Kaisergalerie hatte in den 1880er Jahren ihren Sitz im Zentrum Berlins an der Kreuzung Unter den Linden und Friedrichstraße und entwickelte sich bald zu einem Publikumsmagneten. In den folgenden Jahren wurden ca. 250 Filialen errichtet. Als Bildmaterial kamen Photographien zeitgeschichtlicher Ereignisse zum Einsatz. Zwischen 1875 und 1925 wurden weit über 160.000 Stereobilder für das Kaiserpanorama angefertigt, aus denen Fuhrmann &Mac226;Optische Reisen um die ganze Welt‘ zusammenstellte. Da nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reichs die Bezeichnung Kaiser ihren guten Klang verloren hatte, wurde die Institution in Welt-Panorama umbenannt und bestand noch - trotz der Konkurrenz des neuen Mediums Film - bis Mitte der 20er Jahre. Am 3. April 1939 schloß als letztes das Berliner Welt-Panorama endgültig. Mit seinem aus Sensationen und Informationen bestehenden Bildprogramm wurde das Kaiser-Panorama zum Vorläufer der filmischen Wochenschauen.

Kaleidoskop

[gr.: kalos = schön; skopeô = schauen, sehen]
Auch Schönbildseher genannt. Fernrohr ähnliches Spielzeug, bei dem sich beim Drehen unregelmäßig liegende bunte Glassteinchen oder andere bunte, meist transparente Materialien durch Spiegelung in einem Winkelspiegel zum Bild eines regelmäßigen Musters anordnen.
Kaleidoskopbilder kann man auch als einen Höhepunkt der esoterischen Ars combinatoria bezeichnen. Das System endloser Veränderungen galt jedoch als &Mac226;vernünftig‘, da es von einem &Mac226;philosophischen Universalinstrument‘ hervorgebracht wurde. Dieses Instrument wurde 1817 vom schottischen Wissenschaftler Sir David Brewster (1781-1868) gebaut. Bevor er auf dem Gebiet der *Optik Bedeutendes leistete (1813 Untersuchungen zur *Polarisation des Lichts, 1844 Erfindung des Linsen-*Stereoskops), war er Pharmazeut und Rechtsanwalt. Seine populär geschriebene Abhandlung Treatise on the Kaleidoscope (1819) trug zu einer explosionsartigen Verbreitung des wissenschaftlichen Spielzeugs im 19. Jahrhundert bei. Dennoch versäumte er nicht, vor dem Unterhaltungswert des Spielzeugs zu warnen, das angesichts der Vervielfältigung von Objekten durch Spiegelung auch eine &Mac226;ent-täuschende‘ Wirkung haben könne; das Vergnügen könne nicht lange währen und werde in dem Moment erlöschen, wenn die Farbkombination nicht mehr neu für den Betrachter sei. Es ist zu vermuten, daß das Prinzip dieses optischen Spielzeugs schon im alten China bekannt gewesen ist, wo es unter dem poetischen Namen wan-boa-tang, was so viel wie &Mac226;Rohr der Tausend Blumen‘ bedeutet, hergestellt wurde.
Kaleidotrop [gr.: kalos = schön; tropo = kehren, wenden]
Charles Wheatstone (1802-1875) ließ sich von einer Persistenzbeobachtung von Claudius Ptolemäus (87-165 v.Chr.) inspirieren. Der auch auf dem Gebiet der Optik in Alexandria tätige Astronom beschrieb in seinem Werk Optica die auf die *Nachbildwirkung des Lichteindrucks beruhende Erscheinung: Eine mit einem farbigen Sektor bemalte Scheibe nimmt bei rascher Umdrehung in ihrem Ganzen die Farbe an, mit der man den kleinen Sektor bemalt hat. Wheatstone stellte eine durchlöcherte Scheibe her, die sich vor einer Lichtquelle drehte und die er als Kaleidotrop bezeichnete. Durch die Rotation verschmolzen die Lichtpunkte zu Lichtlinien.
Kalklicht Künstliche Lichtquelle, die hauptsächlich zur Projektion verwendet wird.
Das Prinzip des Kalklichts besteht darin, daß in einer nicht leuchtenden Heizflamme Kalk oder eine andere nicht brennbare Substanz zum Glühen gebracht wird und diese dann das Licht ausstrahlt. Gleichzeitig benötigt man eine brennende Flamme. Um die Verbrennungstemperatur der leuchtenden Flamme zu steigern, wird dem verbrennenden Gas Sauerstoff zugeführt. Diese Aufgabe fällt dem Kalklichtbrenner zu. Er sendet den Sauerstoff in geeigneter Weise den Gasen zu und ermöglicht ferner, die hierdurch entstehende Wärme der Heizflamme auf den Kalk zu übertragen. Das 1824 von W. Birckbeck, dem Leiter des Mechanical Institute in London, verwendete Kalklicht erbrachte eine enorme Verbesserung der Lichtstärke und damit verbunden die Möglichkeit, die *Laterna magica zum ersten Mal zufriedenstellend in großen Räumen vorzuführen.
Kalotypie [gr.: kalos = schön; typos = Druck]
Photographisches Verfahren, das erstmals die Vervielfältigung des Bildes über den Negativ/Positiv-Prozeß möglich machte.
Fast zeitgleich zur Erfindung der *Daguerreotypie entwickelte der englische Privatgelehrte William Henry Fox Talbot (1800-1877) dieses in der Praxis brauchbare photographische Verfahren. Mit Hilfe der *Camera obscura stellte er auf Papier Bilder &Mac226;nach der Natur‘ her. Ab 1833 experimentierte er mit in Kochsalzlösung getränktem Papier, welches er nach dem Trocknen mit einer Silbernitratlösung sensibilisierte. Legte man auf dieses Papier irgendwelche Gegenstände, so zeichneten sie sich durch Lichteinwirkung in ihrer Struktur auf dem Papier ab. Die so entstandenen &Mac226;Abzeichnungen‘ nannte er Photogenic Drawings. Ausgehend von diesen Experimenten entstand die Überlegung, die *Camera obscura in Verbindung mit diesem chemischen Prozeß zu nutzen: Talbot legte in kleine Kameras mit lichtempfindlichem Bromsilber beschichtete Papiere ein, die durch Belichtung eine negative Aufzeichnung ergaben. Die wiederum positiv kopierten Abbilder, die als Salzpapiere bezeichnet werden, nannte er Kalotypien. Für das Verfahren wurde Talbot am 8.2.1841 ein Patent erteilt. Obwohl die Entdeckung des *latenten Bildes durch Daguerre 1835 von zentraler Bedeutung für alle photographischen Methoden war, erkannte Talbot die Überlegenheit seiner Methode, die bis heute ihre Bedeutung behalten hat: Die Fixierung mit Natriumthiosulfat und vor allem die Möglichkeit der Vervielfältigung.

Kammatograph

Aufnahme- und Wiedergabegerät für kinematographische Bilder, das nach dem Namen seines Erfinders Leonard Ulrich Kamm aus London benannt worden ist.
Das 1898 zum Patent angemeldete Gerät kam ab 1900 auf den Markt. Das verwendete Filmmaterial bestand aus einer Glasplatte (ca. 30cm Durchmesser), die bis zu 550 spiralförmig angeordnete Serienphotographien faßte, die abgedreht und projiziert werden konnten.
Kegelanamorphosen Auch Konusanamorphosen genannt. Sogenannte katoptrische *Anamorphosen, deren Abbilder mit Hilfe spezieller *Spiegel – hier mit Hilfe von kegelförmigen Spiegelkörpern – entzerrt wahrgenommen werden können.
Die frühesten schriftlichen Quellen zu den katoptrischen *Anamorphosen, zu denen neben den Kegelanamorphosen auch die *Pyramiden- und *Zylinderanamorphosen gehören, finden sich 1630 bei I. L. Vaulezard. Jean François Nicéron (1613-1646) beschrieb 1638 in seinem Hauptwerk La perspective curieuse ou Magie artificielle des effets merveilleux ausführlich die Grundlagen für das Konstruktionsprinzip: Man zeichnet das darzustellende Motiv in einen Kreis und unterteilt diesen in eine beliebige Anzahl von gleich großen Segmenten. Um den Kreismittelpunkt zieht man konzentrische Kreise. Nun überträgt man – jeweils zum Kreismittelpunkt hin gespiegelt - sämtliche Segmente der Zeichnung in einen zweiten, gleichermaßen unterteilten Kreis der für die verzerrte Darstellung steht. Das Ergebnis ist eine Art &Mac226;umgestülptes‘ Bild. Während bei den *Zylinderanamorphosen ein Zylinderspiegel an den Rand des anamorphotischen Bildinhalts auf die Vorlage gestellt und dieser dann schräg von oben betrachtet wird, ist zur Betrachtung von Kegelanamorphosen der Kegel inmitten der Anamorphose zu plazieren und der Augpunkt senkrecht über der Konusspitze zu wählen. Auf Grund der Eigenschaft des Konusspiegels, bei welcher sich die äußeren Bereiche der Anamorphose nahe der Spitze und die inneren im Bereich des Spiegelrandes reflektieren, muß im Bild, wie beschrieben, das Innere nach außen gekehrt sein und umgekehrt. Während Kegel- und *Zylinderanamorphosen im 17. Jahrhundert noch eine Neuheit waren, dienten derartige Zerrbilder im 18. Jahrhundert mehr als zuvor der Belustigung, aber ebenso der Vermittlung optischer Gesetze.
Kinematofor [gr.: kiné = in Zusammensetzungen auftretendes Bestimmungswort die Bewegung betreffend]
Betrachtungsgerät für Bildstreifen. Unter diesem Namen vertrieb um 1900 der Nürnberger Spielzeughersteller Ernst Planck in Deutschland eine fast identische Kopie des *Praxinoskops von Emile Reynaud (1844-1918). Er erweiterte die Antriebsmechanismen, anfangs mit Handkurbel, dann mit einem Heißluftmotor bzw. einem Elektromotor.
Kinematograph [gr.: kiné = in Zusammensetzungen auftretendes Bestimmungswort die Bewegung betreffend; gráphein = schreiben, zeichnen]
Aufnahmekamera, Kopiermaschine und *Projektor in einem.
Das Prinzip beschrieb Paul Liesegang 1909 folgendermaßen: "Ein Filmband, das aus sukzessiven Aufnahmen besteht, wird vor einer Öffnung vorbei geführt, welche die Größe des einzelnen Bildes hat. Jedes Bild wird vor dem Fenster einen Augenblick angehalten, dann wiederum das nächste Bild an dessen Stelle gebracht. Ein Projektionsmechanismus wirft das Bild stark vergrößert an die Wand. Während des Wechsels der Bilder wird die Wand jedesmal durch eine *Blende verdunkelt. Die schnelle Aufeinanderfolge der Bilder erzeugt beim Betrachter den Eindruck eines bewegten Bildes." Das von den Brüdern Louis Jean (1864-1948) und Auguste Marie Louis Nicolas (1862-1954) Lumière konstruierte Gerät basierte auf systematischen Forschungen, bei denen sie sich mit den Arbeiten ihrer Vorgänger Ottomar Anschütz (1846-1907), Emile Reynaud (1844-1918) und Thomas Alva Edison (1847-1931) auseinandersetzten. Sie waren Fachleute, die in der Lyoner Filmfabrik ihres Vaters reichhaltige Erfahrung gesammelt hatten. Als sie 1894 an die ersten Überlegungen gingen, ein praktikables Verfahren für Filmaufnahme und -wiedergabe zu entwickeln, taten sie dies von vornherein mit dem Ziel der industriellen Produktion. Ausgehend vom Edisonschen *Kinetoskop entwickelten sie einen Apparat, mit dem man Filme sowohl aufnehmen als auch vorführen konnte, den sie am 13. Februar 1895 zum Patent anmeldeten und einen Monat später unter dem Namen Cinétoscope de projection vorstellten. Sie übernahmen vom Edisonschen Kinetoskop die Perforation, den Greifer und das Format, den 35mm breiten Film von George Eastman (1854-1932).
Kinematographie [gr.: kiné = in Zusammensetzungen auftretendes Bestimmungswort die Bewegung betreffend; gráphein = schreiben, zeichnen]
Filmkunst. Verfahren zur Aufnahme und Wiedergabe von bewegten Bildern.
Als Geburtstunde der Kinematographie gilt die erste geschlossene Vorführung der Brüder Louis Jean (1864-1948) und Auguste Marie Louis Nicolas (1862-1954) Lumière, die am 22. März 1895 vor den Mitgliedern der Société d’Encouragement pour l’Industrie nationale in Paris stattfand. Dort führten sie den ersten von ihnen gedrehten Film mit dem Titel La sortie des ouvriers de l’usine Lumière (Arbeiter beim Verlassen der Lumière-Werke) vor. Ende des Jahres war der Weg geebnet für öffentliche Vorführungen gegen Eintritt. Dieses Debüt ereignete sich am 28. Dezember 1895 in einem Kellerlokal, dem Indischen Salon des Grand Café am Boulevard des Capucines. Damit hatten die Brüder Lumière die technischen Voraussetzungen für die Entwicklung des Films zu einem Massenunterhaltungs- und Informationsmedium geschaffen. Ob sie die alleinigen Erfinder der Kinematographie sind, ist bis heute umstritten, denn der Film - so Louis Lumière selbst – soll mehrere Väter gehabt haben. Prioritätsansprüche betreffend seien hier nur stellvertretend Georges Demenÿ (1850-1917) und Louis Aimé Augustin Le Prince (1842-1890?) genannt. Die Herrschaft der Firma Lumière dauerte nur anderthalb Jahre, denn 1897 verkaufte sie ihr Patent an Charles Pathé (1863-1957), der noch im selben Jahr den ersten Film herausbrachte und zu einem der wichtigsten Unternehmer der Filmbranche werden sollte. Wie Pathé erkannte in Deutschland Oskar Messter (1866-1943) frühzeitig, daß sich aus der Kinematographie eine Industrie entwickeln könnte. Gegen Ende des Jahres 1896 hatte er die notwendigen Voraussetzungen für den Aufbau einer ausschließlich mit deutschen Geräten arbeitenden Kino- und Filmindustrie geschaffen. Seine Filmgesellschaft ging 1917 in der Universum Film AG (Ufa) auf.
Kinesigraph [gr.: kiné = in Zusammensetzungen auftretendes Bestimmungswort die Bewegung betreffend; gráphein = schreiben, zeichnen]
Photographisches Aufnahmeverfahren von aufeinanderfolgenden Bildern in gleichmäßigem Abstand.
Der englische Rechtsanwalt Wordworth Donisthorpe (1848-1914) ließ sich 1876 ein Filmpatent für das Aufnehmen von Bildern in gleichmäßigem Abstand sichern. Er konstruierte eine Kamera für schnellen Plattenwechsel mit Belichtung während des Stillstands. Von den Negativplatten fertigte er Positive auf einer Papierrolle an und zeigte sie in schneller Aufeinanderfolge. Schon ein Jahr später veröffentlichte er sein Vorhaben, den Kinesigraphen mit Thomas Alva Edisons (1847-1931) *Phonographen zu kombinieren, um &Mac226;sprechende‘ Bilder an die Leinwand werfen zu können.
Kinetograph [gr.: kiné = in Zusammensetzungen auftretendes Bestimmungswort die Bewegung betreffend; gráphein = schreiben, zeichnen]
Bewegungszeichner. Kinematographisches Aufnahmegerät synchronisiert mit dem Phonographen.
Diese von Thomas Alva Edison (1847-1931) 1889 fertiggestellte und 1891 zum Patent angemeldete Kamera war ein Apparat, der die Photographie lebendig machte. Zuvor hatte er zusammen mit seinen Mitarbeitern den *Phonographen entwickelt. Es schwebte ihm vor, das gleiche für das Auge zu schaffen, Stimme und Bewegung zu gleicher Zeit zu speichern, miteinander zu verbinden und vereint wiederzugeben. Die einschlägigen Versuche von Eadweard Muybridge (1830-1904), Ottomar Anschütz (1846-1907) und Etienne-Jules Marey (1830-1904) waren ihm ebenso bekannt wie die früheren Erfindungen aus der Zeit des *Zoetrops. Die Kamera, die er baute, war mit einer Filmrolle bestückt, die durch eine Reihe von Walzen an der Linsenkombination vorbeigezogen und automatisch wieder hochgezogen wurde. Eine von einer Kurbel getriebene Kette besorgte den ruckartigen Transport. Wenn der Film stillstand, löste die Kurbeldrehung den Verschluß aus. Der Kinetograph schaffte in der Sekunde 20 bis 40 Belichtungen. Mittlerweile produzierte George Eastman (1854-1932) in Rochester den ersten Zelluloidfilm. Sein Mitarbeiter William Kennedy Laurie Dickson (1860-1935) kam auf die Idee, den 70mm breiten Film zu halbieren und mit Randperforationen zu versehen, damit die Kamera ihn präziser transportieren konnte.
Kinetoskop [gr.: kiné = in Zusammensetzungen auftretendes Bestimmungswort die Bewegung betreffend; skopeô = schauen, sehen]
Auch Bewegungsseher genannt. Kinematographisches Betrachtungsgerät.
Kurz nach der Erfindung des *Kinetographen folgte das Kinetoskop, dem ebenfalls der *Schnellseher von Ottomar Anschütz (1846-1907) aus dem Jahr 1887 zugrunde lag. Sein Mechanismus bewegt den Filmstreifen vorwärts. Er wird von hinten elektrisch durchleuchtet. Durch ein Guckloch kann immer nur ein Zuschauer den Film sehen. Fünf dieser Apparate wurden erstmals 1894 in New York am Broadway aufgestellt. Sie waren als Münzautomaten eingerichtet und fanden regen Zulauf. Der Zuschauer bekam einen Film von 600 Bildern zu sehen. William Kennedy Laurie Dickson (1860-1935), Edisons Mitarbeiter und eigentlicher Konstrukteur des *Kinetoskops, beurteilte die Möglichkeit des Ein-Mann-Betrachtungsgeräts nicht sehr positiv und ging alsbald zur Entwicklung eines Apparates für die Laufbildprojektion über. Daraus entfachte sich ein erbitterter Konkurrenzkampf zwischen den beiden Erfindern, der erst beigelegt wurde, als die Brüder Lumière in Paris schon ihr ausgereiftes kinematographisches Verfahren vorstellten.
Kinora Kleines mechanisches Betrachtungsgerät für kurze Filme auf Papier.
1898, in einer Zeit, als es schon den *Kinematographen gab, der auch Filme projizieren konnte, entwickelten die Brüder Louis Jean (1864-1948) und Auguste Marie Louis Nicolas (1862-1954) Lumière die Kinora. Sie besteht aus einem Betrachter mit Vergrößerungsglas, durch den man sich die *Serienphotographien anschauen kann. Diese sind auf eine elastische Unterlage geklebt und wie die Borsten einer Rundbürste um eine Walze befestigt. Beim Umdrehen stoßen die Bilder gegen einen Vorsprung, wodurch sie für einen Augenblick flach und horizontal gehalten werden; bei Fortsetzung des Drehens wird der Widerstand überwunden und das nächste Bild kommt zum Vorschein. Dieses Gerät gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, einer einfacheren mit manuellem Kurbelantrieb und einer mit Federwerk betriebenen anspruchsvolleren Version. Letztere wird wie eine Uhr aufgezogen: Sobald man den Riegel löst, schnurren die Bilder gleichmäßig vor den Augen des Betrachters ab. Bei luxuriösen Vorrichtungen dieser Art gibt es sogar mehrere Schaulinsen, die verschiedenen Personen eine gleichzeitige Betrachtung ermöglichen. Darüber hinaus wurde eine spezielle Kinora-Filmkamera angeboten, mit welcher der Amateur seine eigenen Aufnahmen für den späteren Einsatz in der Kinora machen konnte.
Kippbilder Auch Umspring- oder Umschlagbilder genannt. Siehe auch *Vexierbilder.
Doppeldeutige Bilder und Figuren, die zeigen, daß ein und dasselbe Erregungsmuster im Auge zu ganz verschiedenen Wahrnehmungen führen kann.
Man unterscheidet drei Typen von Kippbildern: diejenigen, bei denen verschiedene Bildelemente abwechselnd als &Mac226;Objekte‘ oder &Mac226;Raum‘ auftreten, andere, bei denen fortwährend die &Mac226;Tiefenwahrnehmung‘ umspringt, und wiederum welche, die von einem Objekt zu einem anderen Objekt oder Objekttyp wechseln. Durch die Beschaffenheit der Kippbilder wechselt die Wahrnehmung in der Interpretation von Vorder- und Hintergrund. Diese wechseln (&Mac226;springen‘) dann zwischen den verschiedenen Möglichkeiten. Beispiele sind die mehrdeutigen Bilder wie &Mac226;Vase oder Gesicht‘ oder &Mac226;Junge oder alte Frau‘.
Klangfiguren Phänomen der Akustik, wonach eine vibrierende Platte eine Reihe von Tönen erzeugt, die der harmonischen Reihe einer vibrierenden Saite entsprechen.
Der Leipziger Jurist und Musikliebhaber Ernst Chladni (1756-1827) legte mit seinem 1787 erschienenen Buch Entdeckungen über die Theorie des Klanges die erste umfassende Abhandlung der wissenschaftlichen Akustik vor. Er illustrierte es mit Zeichnungen von Schwingungsbewegungen auf dünnen Metallplatten. Für diese Experimente bestreute er die Platten mit feinem Pulver und regte sie durch Streichen mit einem Geigenbogen an verschiedenen Punkten des Plattenrands zu Eigenschwingungen an. Während sich in den Bereichen, die ständig in Ruhe blieben, Knoten bildeten, entstanden dort, wo das Pulver oder der Sand sich von den schwingenden Bereichen wegschob, verschiedenste Muster. Danach untersuchte er die Muster, ordnete sie nach geometrischen Formen und verknüpfte sie mit der entsprechenden Tonhöhe. Die chladnische Klangforschung wurde durch den Schweizer Arzt Hans Jenny zum eigenständigen Forschungsgebiet der Kymatik weiterentwickelt. Er ist auch der Erfinder des Tonoskops, der Klangbilder der menschlichen Stimme sichtbar werden läßt.
Kondensor [lat.: condensare = verdichten]
Ein System von Hohl- oder Brennspiegeln in optischen Apparaten (*Mikroskop, *Projektor, Vergrößerungsapparat), welches für eine gezielte Ausrichtung des Lichts sorgt.
Der Kondensor gewährleistet eine möglichst helle Ausleuchtung des Objekts, denn er hat die Aufgabe, das von einer Lichtquelle ausgehende Licht möglichst vollständig zu erfassen, zu bündeln und so zu lenken, daß es das abzubildende Objekt passiert, weshalb er im Strahlengang der Beleuchtungseinrichtungen, z.B. von *Projektoren, angebracht wird. Halbkondensoren bestehen aus einer *Linse, Doppelkondensoren aus zwei plankonvexen Linsen (deren Wölbungen einander zugekehrt sind). Letztere bewirken durch eine streng parallele Ausrichtung des Lichts eine erhöhte Kontrastwiedergabe.
Kromskop [gr.: chrome = Farbe; skopeô = schauen, sehen]
Betrachtungsgerät, in dem über Spiegel und Farbfilter Schwarzweiß-Photographien farbig werden.
Unter diesem Sammelbegriff sind sowohl die ersten, von den Vätern der Farbphotographie Louis Ducos du Hauron und Charles Cros gebauten Betrachtungsgeräte für Diapositive in Guckkastenform bekannt geworden als auch diejenigen der zweiten Erfinder-Generation der *Farbphotographie wie Frederick H. Ives (1856-1937) und Adolf Miethe. Sie alle beschäftigten sich nicht nur mit der Methode zur Erzeugung der Farbbilder, sondern auch mit der Herstellung der Farbabzüge sowie deren Sichtbarmachung. Als erste Apparatur zur Vorführung farbiger Diapositive hatte James Clerk Maxwell (1831-1879) einen *Laterna magica-Projektor 1861 in London benutzt. In diesen Jahren ging es in erster Linie darum, die drei unterschiedlich gefilterten Bilder in den drei jeweiligen Grundfarben sichtbar zu machen. Frederick H. Ives brachte 1892 einen Betrachter mit einem System von Reflektoren heraus, der Kromoskop genannt wurde. Drei Jahre später führte er sein Photo-Kromoskop-System vor. Dazu gehörte eine Strahlenteilerkamera. Sie enthielt ein System von zwei durchsichtigen und vier versilberten Reflektoren, welche das Licht, das durch das Objektiv einfiel, in drei verschiedenfarbige Strahlen teilten und so drei Teilbilder erzeugten.