Gramophone-Cinema

Kinderspielzeug, das aus der Zusammenführung von Grammophon und *Phenakistiskop entstand, wobei das Grammophon nur als Abspielgerät der Bildscheiben dient.
Das erste Gerät dieser Art kam um 1930 auf den Markt. Während eine auf die Schallplatte gelegte Motivscheibe mit dieser in gleicher Richtung rotiert, kann man sie von oben durch die Schlitze der zweiten schwarzen Scheibe,die von drei kleinen Rädern getragen und gegenläufig bewegt wird,betrachten. Der Apparat, den sein Erfinder Emil Berliner 1887 zum Patent anmeldete und Grammophon nannte, diente nur zum Abspielen der Schallplatten.

Graphoskop

[gr.: gráphein = zeichnen, schreiben; skopeô = schauen, sehen]
Gerät mit großer Linse zur vergrößerten Betrachtung von Photographien und *Stereobildern.
Für das dem Guckkasten ähnliche Betrachtungsgerät wurde dem Engländer Charles Rowsell bereits im Februar 1864 ein Patentrecht unter Vorbehalt gewährt. Populär wurde es allerdings erst ab 1870. Ähnlich konstruierte Apparate wie das *Zograskop, Friths *Cosmoskop oder Pontis *Megaletoskop sind ebenfalls mit weitwinkligen *Linsen ausgestattet, die eine merkliche Tiefenwirkung gewährleisten.
Guckkasten Englisch: Peep-box. Französisch: Boîte optique. Holländisch: Rare kiek. Auch Raritätenkasten genannt. Schau- und Betrachtungsgerät, das einen &Mac226;voyeuristischen Blick‘ in sein Inneres erlaubt.
Durch die lupenartige *Linse im Kastenloch sieht das Auge Ansichten - Abbilder der Welt –, die naturgetreu gezeichnet sind und nicht, wie bei der *Camera obscura, durch Lichteinwirkung auf die gegenüberliegende Wand geworfen werden; denn irgendwann ist es den Menschen eingefallen, von der *Linse her in eine *Camera obscura hinein zu gucken. Durch das Einsetzen des Vergrößerungsglases und der geringen Entfernung zum Bild in einem dunklen Umfeld ergibt sich eine verstärkte räumliche Wirkung. Erste Formen der Guckkästen entstanden zur Zeit der Renaissance, einer Zeit, in der auch die Gesetze der *Zentralperspektive erkannt wurden. Der eigentliche Guckkasteneffekt ergab sich erst durch die Art, wie die *Guckkastenblätter gezeichnet waren. Beim Hineinsehen eröffneten sich dem Betrachter perspektivische Ausblicke von bislang unbekannter Tiefe. Nachweisbare Beschreibungen des Kastens lieferte aber erst 1677 der Coburger Mathematikprofessor Johann Christoph Kohlhans (1604-1677) in Neu-erfundene Mathematische und Optische Curiositäten. Ihm war auch bekannt, daß der Strahlengang im Guckkasten umgekehrt zu dem in der *Camera obscura verlief. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis das Gerät populär wurde. Es setzte sich erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts durch. Professionelle Vorführer zogen mit solchen Kästen durch die Lande und lockten das Publikum an. Gegen Entgelt wurde der Blick auf die &Mac226;Raritäten‘ freigegeben und, um das visuelle Erlebnis noch wirkungsvoller zu gestalten, durch ergänzende Kommentare des Guckkästners zusätzlich dramatisiert. Der Guckkasten war ein Informationsverbreiter mit hohem Unterhaltungswert, der auch auf Jahr- und Volksmärkten zum Einsatz kam. In wohlhabenderen Kreisen etablierte sich der Guckkasten außerdem als pädagogisches Spielzeug oder als Hilfsmittel zur Erkundung ferner Welten. Die seltsame Mischung aus Magischem und Realem bescherte dem Guckkasten eine nachhaltige Popularität.
Guckkastenbilder Genormte Bilder zum Betrachten im Guckkasten.
Zahlreiche Verlage in ganz Europa produzierten sie in dem geeigneten Format, meist nach Pariser Vorbild ein Median-Folio-Format von ca. 26 x 41cm. Die Höhe des Blattes konnte variieren, die Breite war entscheidend, denn es sollte in verschiedene Guckkasten-Modelle passen und international verkauft werden. Die Hauptzentren, in denen in der klassischen Zeit des Guckkastens Blätter hergestellt wurden, waren London, Paris, Bassano, Augsburg und später im 19. Jahrhundert Berlin und Wien. Eine besondere Rolle spielte Augsburg mit seiner bis ins 15. Jahrhundert zurück reichenden Tradition der graphischen Kunst. In der Zeit von 1766 bis 1828 gab es hier Verlage (Georg Balthasar Probst, die kaiserlich Franziskanische Akademie, Max Abraham Rupprecht, Dominikus Fietta und Joseph Carmine), die sich der Produktion von Guckkastenblättern widmeten. Die Motive wurden seitenverkehrt dargestellt, um dann im *Spiegel richtig zu erscheinen; die Perspektive wurde besonders betont und übertrieben, um die Illusion der dritten Dimension zu vergrößern. Sie wurden in der Technik des Kupferstiches gedruckt und danach handkoloriert, oft auch unter Verwendung von Schablonen. Jedes Blatt wurde beschriftet. Oben findet sich meist ein spiegelverkehrter Titel, unten eine genauere Erklärung für den Vorführer. Das Hauptthema der Bilder waren Ansichten von Städten und Landschaften aus nahen und fernen Ländern, weiterhin Darstellungen von Ereignissen wie Schlachten und Naturkatastrophen, Stadtbränden, Erdbeben oder Vulkanausbrüchen. Zum Programm gehörten auch Illustrationen zur antiken Mythologie oder zum Alten und Neuen Testament. Auch humoristische und erotische Darstellungen fehlten nicht, da sie sich auf Jahrmärkten großer Beliebtheit erfreuten. Mit dem *Transparentbild - einem auf dünnem Papier vorder- und rückseitig gedrucktes &Mac226;Zweiphasenbild‘, das im Wechsel so aus- und durchgeleuchtet wird, daß es Überlagerungen sichtbar macht - erreichte die Guckkastenära ihren Höhepunkt. Durch kleine Nadelstiche im Papier, konnten sogar Spitzlichter gesetzt werden. Es entstanden sogenannte Lochbilder, die durch variable Beleuchtung verschiedene Inszenierungen ermöglichten. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts geriet der Guckkasten ins Hintertreffen und verkam zu einem Kuriosum. Eine besondere Variante der Graphik, die mit Hilfe des Guckkastens zu benutzen und zu betrachten war, sind die *Perspektivtheaterserien. Sie bestehen aus mehreren Kulissenbildern mit ausgeschnittenen Figuren. In Abständen hintereinander gestaffelt und auswechselbar in den Guckkasten eingeschoben, glaubt man, eine dreidimensionale Szenerie zu sehen. Diese Serien wurden überwiegend im 18. Jahrhundert in Augsburg im Kunstverlag von Martin *Engelbrecht (1684-1756) herausgegeben.